Herdenimmunität (auch Herdimmunität, vom engl. herd immunity) bezeichnet den Effekt, bei der die durch Impfung erzeugte oder durch Infektion erworbene Immunität gegen einen Krankheitserreger innerhalb einer Population (der „Herde“) so verbreitet ist, dass in der Population auch nicht-immune Individuen geschützt sind, weil der Erreger sich nicht ausbreiten kann. Besondere Bedeutung besitzt die Herdenimmunität für Personen, die nicht geimpft werden können, beispielsweise Personen mit Immunsuppression (Erkrankung des Immunsystems; Organtransplantation), oder Neugeborene, die noch nicht geimpft werden konnten.

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  • Herdenimmunität (auch Herdimmunität, vom engl. herd immunity) bezeichnet den Effekt, bei der die durch Impfung erzeugte oder durch Infektion erworbene Immunität gegen einen Krankheitserreger innerhalb einer Population (der „Herde“) so verbreitet ist, dass in der Population auch nicht-immune Individuen geschützt sind, weil der Erreger sich nicht ausbreiten kann. Besondere Bedeutung besitzt die Herdenimmunität für Personen, die nicht geimpft werden können, beispielsweise Personen mit Immunsuppression (Erkrankung des Immunsystems; Organtransplantation), oder Neugeborene, die noch nicht geimpft werden konnten. Herdenimmunität wirkt ähnlich wie eine Brandschneise bei einem Feuer, indem die Infektionskette eines Krankheitserregers mittels Impfungen unterbrochen oder mindestens verlangsamt wird. In der Folge kann sich die Krankheit nicht mehr epidemisch ausbreiten, insofern die Krankheitserreger nur zwischen Menschen übertragen werden (Anthroponose). Bei Krankheitserregern mit Rückzugsräumen, beispielsweise dem in der Erde vorkommenden Bakterium Clostridium tetani als Auslöser von Tetanus oder beim von Zecken auch auf andere Säugetiere übertragenen FSME-Virus, kann eine Herdenimmunität nicht erreicht werden. Schutz vor diesen Krankheiten gibt nur die individuelle Prophylaxe. Ab einem bestimmten Schwellenwert der Impfrate in einer Bevölkerung bricht die Population des Krankheitserreger mangels Vermehrung zusammen und die Krankheit kann in dieser Bevölkerung nicht mehr zirkulieren. Dieser Schwellenwert ist im Wesentlichen abhängig von der Basisreproduktionszahl des jeweiligen Krankheitserregers. Auch wenn der Krankheitserreger Rückzugsräume in anderen Populationen hat, kann sie sich nicht mehr manifestieren und tritt nur noch sporadisch lokal durch Reimporte auf. Im günstigsten Fall kann eine Krankheit so durch ausreichend hohe Impfraten in einer Bevölkerung sogar ausgerottet werden, d.h. der Krankheitserreger kommt endemisch nicht mehr vor. Bei den Pocken konnte genau dies durch ein konsequentes, weltweites Impf- und Bekämpfungsprogramm erreicht werden, so dass 1980 die Welt von der WHO für pockenfrei erklärt werden konnte. Gleiches wurde global inzwischen für Polio nahezu erreicht - inzwischen gelten nur noch wenige Länder als endemisch für Polioviren (Nigeria, Indien, Pakistan, Afghanistan). Bei nachlassenden Impfbemühungen in den Nachbarländern kommt es jedoch immer wieder zu Ausbrüchen der Poliomyelitis durch Re-Importe, zuletzt 2006 in Namibia. Die globale Eliminierung der Masern, ebenfalls von der WHO als Ziel vorgegeben, konnte jedoch bislang nur auf den Kontinenten Amerika und Australien sowie in Skandinavien erreicht werden, da im Rest der Welt die Durchimpfungsraten zu gering sind. In der Folge brechen immer wieder lokale Masernepidemien aus, auch beispielsweise in Deutschland die regional begrenzten Masernepidemien in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen inklusive schwerer Komplikationen und Todesfällen in den Jahren 2005/2006. Eine Gefahr für die Herdenimmunität stellt insbesondere die Impfmüdigkeit dar. Impfkampagnen, die die notwendige Herdenimmunität nicht erreichen, können unter Umständen die Häufigkeit von Krankheitskomplikationen bei Nicht-Geimpften erhöhen. Wird ein zu geringer Anteil der Bevölkerung geimpft, senkt dies „nur“ die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung bei den Nicht-Geimpften, statt eine Infektion über die Herdenimmunität zu verhindern. Dies bedeutet, dass die Ansteckung, falls sie dann stattfindet, oft nicht mehr im Kindesalter erfolgt, was bei einigen Krankheiten, wie etwa Mumps, Röteln, Polio, Windpocken, gefährlicher ist. Beispielsweise wurde in Griechenland in den frühen 90er Jahren von einer Zunahme der Fälle von Rötelnembryofetopathie berichtet, nachdem in den gesamten 1980er Jahren die Durchimpfungsrate unter 50 % lag. Aus diesem Grund sollte jede Impfkampagne nicht nur einen Teilschutz der Bevölkerung anstreben, sondern auch die Herdenimmunität sicherstellen. Auch ist es wichtig, dass die Verantwortlichen, welche Impfkampagnen planen, mathematische und epidemiologische Modelle der Medizin verstehen. (de)
  • Herdenimmunität (auch Herdimmunität, vom engl. herd immunity) bezeichnet den Effekt, bei der die durch Impfung erzeugte oder durch Infektion erworbene Immunität gegen einen Krankheitserreger innerhalb einer Population (der „Herde“) so verbreitet ist, dass in der Population auch nicht-immune Individuen geschützt sind, weil der Erreger sich nicht ausbreiten kann. Besondere Bedeutung besitzt die Herdenimmunität für Personen, die nicht geimpft werden können, beispielsweise Personen mit Immunsuppression (Erkrankung des Immunsystems; Organtransplantation), oder Neugeborene, die noch nicht geimpft werden konnten. Herdenimmunität wirkt ähnlich wie eine Brandschneise bei einem Feuer, indem die Infektionskette eines Krankheitserregers mittels Impfungen unterbrochen oder mindestens verlangsamt wird. In der Folge kann sich die Krankheit nicht mehr epidemisch ausbreiten, insofern die Krankheitserreger nur zwischen Menschen übertragen werden (Anthroponose). Bei Krankheitserregern mit Rückzugsräumen, beispielsweise dem in der Erde vorkommenden Bakterium Clostridium tetani als Auslöser von Tetanus oder beim von Zecken auch auf andere Säugetiere übertragenen FSME-Virus, kann eine Herdenimmunität nicht erreicht werden. Schutz vor diesen Krankheiten gibt nur die individuelle Prophylaxe. Ab einem bestimmten Schwellenwert der Impfrate in einer Bevölkerung bricht die Population des Krankheitserreger mangels Vermehrung zusammen und die Krankheit kann in dieser Bevölkerung nicht mehr zirkulieren. Dieser Schwellenwert ist im Wesentlichen abhängig von der Basisreproduktionszahl des jeweiligen Krankheitserregers. Auch wenn der Krankheitserreger Rückzugsräume in anderen Populationen hat, kann sie sich nicht mehr manifestieren und tritt nur noch sporadisch lokal durch Reimporte auf. Im günstigsten Fall kann eine Krankheit so durch ausreichend hohe Impfraten in einer Bevölkerung sogar ausgerottet werden, d.h. der Krankheitserreger kommt endemisch nicht mehr vor. Bei den Pocken konnte genau dies durch ein konsequentes, weltweites Impf- und Bekämpfungsprogramm erreicht werden, so dass 1980 die Welt von der WHO für pockenfrei erklärt werden konnte. Gleiches wurde global inzwischen für Polio nahezu erreicht - inzwischen gelten nur noch wenige Länder als endemisch für Polioviren (Nigeria, Indien, Pakistan, Afghanistan). Bei nachlassenden Impfbemühungen in den Nachbarländern kommt es jedoch immer wieder zu Ausbrüchen der Poliomyelitis durch Re-Importe, zuletzt 2006 in Namibia. Die globale Eliminierung der Masern, ebenfalls von der WHO als Ziel vorgegeben, konnte jedoch bislang nur auf den Kontinenten Amerika und Australien sowie in Skandinavien erreicht werden, da im Rest der Welt die Durchimpfungsraten zu gering sind. In der Folge brechen immer wieder lokale Masernepidemien aus, auch beispielsweise in Deutschland die regional begrenzten Masernepidemien in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen inklusive schwerer Komplikationen und Todesfällen in den Jahren 2005/2006. Eine Gefahr für die Herdenimmunität stellt insbesondere die Impfmüdigkeit dar. Impfkampagnen, die die notwendige Herdenimmunität nicht erreichen, können unter Umständen die Häufigkeit von Krankheitskomplikationen bei Nicht-Geimpften erhöhen. Wird ein zu geringer Anteil der Bevölkerung geimpft, senkt dies „nur“ die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung bei den Nicht-Geimpften, statt eine Infektion über die Herdenimmunität zu verhindern. Dies bedeutet, dass die Ansteckung, falls sie dann stattfindet, oft nicht mehr im Kindesalter erfolgt, was bei einigen Krankheiten, wie etwa Mumps, Röteln, Polio, Windpocken, gefährlicher ist. Beispielsweise wurde in Griechenland in den frühen 90er Jahren von einer Zunahme der Fälle von Rötelnembryofetopathie berichtet, nachdem in den gesamten 1980er Jahren die Durchimpfungsrate unter 50 % lag. Aus diesem Grund sollte jede Impfkampagne nicht nur einen Teilschutz der Bevölkerung anstreben, sondern auch die Herdenimmunität sicherstellen. Auch ist es wichtig, dass die Verantwortlichen, welche Impfkampagnen planen, mathematische und epidemiologische Modelle der Medizin verstehen. (de)
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  • Herdenimmunität (auch Herdimmunität, vom engl. herd immunity) bezeichnet den Effekt, bei der die durch Impfung erzeugte oder durch Infektion erworbene Immunität gegen einen Krankheitserreger innerhalb einer Population (der „Herde“) so verbreitet ist, dass in der Population auch nicht-immune Individuen geschützt sind, weil der Erreger sich nicht ausbreiten kann. Besondere Bedeutung besitzt die Herdenimmunität für Personen, die nicht geimpft werden können, beispielsweise Personen mit Immunsuppression (Erkrankung des Immunsystems; Organtransplantation), oder Neugeborene, die noch nicht geimpft werden konnten. (de)
  • Herdenimmunität (auch Herdimmunität, vom engl. herd immunity) bezeichnet den Effekt, bei der die durch Impfung erzeugte oder durch Infektion erworbene Immunität gegen einen Krankheitserreger innerhalb einer Population (der „Herde“) so verbreitet ist, dass in der Population auch nicht-immune Individuen geschützt sind, weil der Erreger sich nicht ausbreiten kann. Besondere Bedeutung besitzt die Herdenimmunität für Personen, die nicht geimpft werden können, beispielsweise Personen mit Immunsuppression (Erkrankung des Immunsystems; Organtransplantation), oder Neugeborene, die noch nicht geimpft werden konnten. (de)
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