Guillaume Le Testu (* um 1508; † 1572) war ein französischer Kartograf und Visionär, der auch als „Seher von Dieppe“ bezeichnet wurde und zudem ein Spieler war. Sein kartografisches Lebenswerk trägt den Namen Cosmographie Universelle selon le Navigateurs tant Ancien que Modernes (Universelle Kosmografie nach den [Berichten der] Seefahrer – früherer und moderner). Rätselhaft ist, dass er in diesem Weltatlas von 1555 erstmals den genauen Küstenverlauf von Westaustralien darstellt – 43 Jahre bevor der damals nur hypothetische Südkontinent Terra Australis incognita in einem an der Universität Löwen gedruckten Buch offiziell mit dem Fünften Kontinent assoziiert wurde.

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  • Guillaume Le Testu (* um 1508; † 1572) war ein französischer Kartograf und Visionär, der auch als „Seher von Dieppe“ bezeichnet wurde und zudem ein Spieler war. Sein kartografisches Lebenswerk trägt den Namen Cosmographie Universelle selon le Navigateurs tant Ancien que Modernes (Universelle Kosmografie nach den [Berichten der] Seefahrer – früherer und moderner). Rätselhaft ist, dass er in diesem Weltatlas von 1555 erstmals den genauen Küstenverlauf von Westaustralien darstellt – 43 Jahre bevor der damals nur hypothetische Südkontinent Terra Australis incognita in einem an der Universität Löwen gedruckten Buch offiziell mit dem Fünften Kontinent assoziiert wurde. Seine Kosmografie erstellte Le Testu für den Admiral Gaspard II. de Coligny (1519–1572), der erst Hugenottenführer und dann ein Gefolgsmann von Sir Francis Drake war. An den linken Kartenrand setzte der visionäre Kartograf eine Maßstabsleiste, was damals keineswegs üblich war. Ins Mündungsgebiet des Fitzroy Rivers setzte er die Bezeichnung „Terra Australis“ und war damit den Erkenntnissen der damals führenden Navigatoren und Kartografen der Niederlande um ein halbes Jahrhundert voraus. Woher er seine genauen Kenntnisse hatte – oder ob sie teilweise seiner Fantasie entsprangen – ist nicht ganz zu klären. Die Iles des Crifors vor dem heutigen Joseph-Bonaparte-Golf sind zwar unauffindbar, aber das durchaus realistisch kartierte Fitzroy-Delta und die Einkerbungen der Flüsse und des Cape Londonderry sprechen für solide Quellen oder eventuell eigenen Augenschein. Denn woher hätte man sonst 1555 an der französischen Kanalküste sogar von Gürteltieren und Dingos gewusst, die laut offiziellen Berichten erst um 1660 entdeckt wurden, mit denen aber die Karte geschmückt ist? Auch ein Visionär dürfte solche Tiere nicht erahnen können. Nachfolgende Seefahrer – z.B. der 1577 noch als Pirat tätige Francis Drake oder um 1595 Alvaro de Mendana bzw. sein Lotse Pedro de Quiros – machten so detaillierte Angaben noch nicht; erst von Willem Jansz, der 1606 in Nordaustralien landete, gab es ähnlich gute Küstenskizzen. Sein Lebensende fand Le Testu 1572 in Panama, wo er angeblich als Pirat in die Hände der Spanier fiel und „in Nombre de Dio“ (im Namen Gottes) enthauptet wurde. Seinen Kopf stellte man zur Abschreckung – auch aller talentierten Spieler – auf dem Marktplatz zur Schau. (de)
  • Guillaume Le Testu (* um 1508; † 1572) war ein französischer Kartograf und Visionär, der auch als „Seher von Dieppe“ bezeichnet wurde und zudem ein Spieler war. Sein kartografisches Lebenswerk trägt den Namen Cosmographie Universelle selon le Navigateurs tant Ancien que Modernes (Universelle Kosmografie nach den [Berichten der] Seefahrer – früherer und moderner). Rätselhaft ist, dass er in diesem Weltatlas von 1555 erstmals den genauen Küstenverlauf von Westaustralien darstellt – 43 Jahre bevor der damals nur hypothetische Südkontinent Terra Australis incognita in einem an der Universität Löwen gedruckten Buch offiziell mit dem Fünften Kontinent assoziiert wurde. Seine Kosmografie erstellte Le Testu für den Admiral Gaspard II. de Coligny (1519–1572), der erst Hugenottenführer und dann ein Gefolgsmann von Sir Francis Drake war. An den linken Kartenrand setzte der visionäre Kartograf eine Maßstabsleiste, was damals keineswegs üblich war. Ins Mündungsgebiet des Fitzroy Rivers setzte er die Bezeichnung „Terra Australis“ und war damit den Erkenntnissen der damals führenden Navigatoren und Kartografen der Niederlande um ein halbes Jahrhundert voraus. Woher er seine genauen Kenntnisse hatte – oder ob sie teilweise seiner Fantasie entsprangen – ist nicht ganz zu klären. Die Iles des Crifors vor dem heutigen Joseph-Bonaparte-Golf sind zwar unauffindbar, aber das durchaus realistisch kartierte Fitzroy-Delta und die Einkerbungen der Flüsse und des Cape Londonderry sprechen für solide Quellen oder eventuell eigenen Augenschein. Denn woher hätte man sonst 1555 an der französischen Kanalküste sogar von Gürteltieren und Dingos gewusst, die laut offiziellen Berichten erst um 1660 entdeckt wurden, mit denen aber die Karte geschmückt ist? Auch ein Visionär dürfte solche Tiere nicht erahnen können. Nachfolgende Seefahrer – z.B. der 1577 noch als Pirat tätige Francis Drake oder um 1595 Alvaro de Mendana bzw. sein Lotse Pedro de Quiros – machten so detaillierte Angaben noch nicht; erst von Willem Jansz, der 1606 in Nordaustralien landete, gab es ähnlich gute Küstenskizzen. Sein Lebensende fand Le Testu 1572 in Panama, wo er angeblich als Pirat in die Hände der Spanier fiel und „in Nombre de Dio“ (im Namen Gottes) enthauptet wurde. Seinen Kopf stellte man zur Abschreckung – auch aller talentierten Spieler – auf dem Marktplatz zur Schau. (de)
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  • Guillaume Le Testu (* um 1508; † 1572) war ein französischer Kartograf und Visionär, der auch als „Seher von Dieppe“ bezeichnet wurde und zudem ein Spieler war. Sein kartografisches Lebenswerk trägt den Namen Cosmographie Universelle selon le Navigateurs tant Ancien que Modernes (Universelle Kosmografie nach den [Berichten der] Seefahrer – früherer und moderner). Rätselhaft ist, dass er in diesem Weltatlas von 1555 erstmals den genauen Küstenverlauf von Westaustralien darstellt – 43 Jahre bevor der damals nur hypothetische Südkontinent Terra Australis incognita in einem an der Universität Löwen gedruckten Buch offiziell mit dem Fünften Kontinent assoziiert wurde. (de)
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