Das Giritzenmoos-Gericht oder -Spiel, auch Giritzenmoosfahrt genannt, war die schweizerische Art eines Rügegerichts, bei dem alljährlich an der Fasnacht die noch Unverheirateten verspottet werden. Der Brauch war nach Auskunft des Schweizerischen Idiotikons im 19. Jahrhundert in weiten Teilen der Deutschschweiz bekannt, aber schon damals im Verschwinden begriffen. Im Luzerner Hinterland wurde er zum letzten Mal um die Mitte der 1870er Jahre beobachtet. Unter dem Giritzenmoos stellte man sich ein ödes Moor vor, wo die Ledigen als nebelhafte Sumpfgestalten bis zur Stunde der Erlösung herumwandeln müssen. Nach einem andern Volksglauben wurden sie dort in Kiebitze, schweizerdeutsch Giritz, verwandelt.

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  • Das Giritzenmoos-Gericht oder -Spiel, auch Giritzenmoosfahrt genannt, war die schweizerische Art eines Rügegerichts, bei dem alljährlich an der Fasnacht die noch Unverheirateten verspottet werden. Der Brauch war nach Auskunft des Schweizerischen Idiotikons im 19. Jahrhundert in weiten Teilen der Deutschschweiz bekannt, aber schon damals im Verschwinden begriffen. Im Luzerner Hinterland wurde er zum letzten Mal um die Mitte der 1870er Jahre beobachtet. Unter dem Giritzenmoos stellte man sich ein ödes Moor vor, wo die Ledigen als nebelhafte Sumpfgestalten bis zur Stunde der Erlösung herumwandeln müssen. Nach einem andern Volksglauben wurden sie dort in Kiebitze, schweizerdeutsch Giritz, verwandelt. Organisiert wurde die Belustigung von den jungen Burschen der Dörfer. Die Leitung hatte der Giritzenvater, dem ein Schreiber und eine Scharwache beigeordnet waren. Dieses «Gericht» lud die ledigen Frauen und – seltener – ledigen Männer vor, führte ein «Verfahren» durch, in dem allerhand Privates aus dem vergangenen Jahr der johlenden Öffentlichkeit preisgegeben werden musste, und führte die «Verurteilten» als Strafe für ihre Ehelosigkeit anschliessend auf einem Leiterwagen aus dem Dorf hinaus, wo sie «versteigert» beziehungsweise freigekauft werden mussten. Der Schweizer Volkskundler Richard Weiss sah als Ausgangspunkt des Brauchs einen vorchristlichen Fruchtbarkeitsmythos, wonach die ledigen Frauen im Frühling in eine weit entfernte Gegend geführt werden sollten, damit sich deren Unfruchtbarkeit nicht auf andere Menschen sowie auf Tiere und Pflanzen übertragen würde. (de)
  • Das Giritzenmoos-Gericht oder -Spiel, auch Giritzenmoosfahrt genannt, war die schweizerische Art eines Rügegerichts, bei dem alljährlich an der Fasnacht die noch Unverheirateten verspottet werden. Der Brauch war nach Auskunft des Schweizerischen Idiotikons im 19. Jahrhundert in weiten Teilen der Deutschschweiz bekannt, aber schon damals im Verschwinden begriffen. Im Luzerner Hinterland wurde er zum letzten Mal um die Mitte der 1870er Jahre beobachtet. Unter dem Giritzenmoos stellte man sich ein ödes Moor vor, wo die Ledigen als nebelhafte Sumpfgestalten bis zur Stunde der Erlösung herumwandeln müssen. Nach einem andern Volksglauben wurden sie dort in Kiebitze, schweizerdeutsch Giritz, verwandelt. Organisiert wurde die Belustigung von den jungen Burschen der Dörfer. Die Leitung hatte der Giritzenvater, dem ein Schreiber und eine Scharwache beigeordnet waren. Dieses «Gericht» lud die ledigen Frauen und – seltener – ledigen Männer vor, führte ein «Verfahren» durch, in dem allerhand Privates aus dem vergangenen Jahr der johlenden Öffentlichkeit preisgegeben werden musste, und führte die «Verurteilten» als Strafe für ihre Ehelosigkeit anschliessend auf einem Leiterwagen aus dem Dorf hinaus, wo sie «versteigert» beziehungsweise freigekauft werden mussten. Der Schweizer Volkskundler Richard Weiss sah als Ausgangspunkt des Brauchs einen vorchristlichen Fruchtbarkeitsmythos, wonach die ledigen Frauen im Frühling in eine weit entfernte Gegend geführt werden sollten, damit sich deren Unfruchtbarkeit nicht auf andere Menschen sowie auf Tiere und Pflanzen übertragen würde. (de)
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  • Das Giritzenmoos-Gericht oder -Spiel, auch Giritzenmoosfahrt genannt, war die schweizerische Art eines Rügegerichts, bei dem alljährlich an der Fasnacht die noch Unverheirateten verspottet werden. Der Brauch war nach Auskunft des Schweizerischen Idiotikons im 19. Jahrhundert in weiten Teilen der Deutschschweiz bekannt, aber schon damals im Verschwinden begriffen. Im Luzerner Hinterland wurde er zum letzten Mal um die Mitte der 1870er Jahre beobachtet. Unter dem Giritzenmoos stellte man sich ein ödes Moor vor, wo die Ledigen als nebelhafte Sumpfgestalten bis zur Stunde der Erlösung herumwandeln müssen. Nach einem andern Volksglauben wurden sie dort in Kiebitze, schweizerdeutsch Giritz, verwandelt. (de)
  • Das Giritzenmoos-Gericht oder -Spiel, auch Giritzenmoosfahrt genannt, war die schweizerische Art eines Rügegerichts, bei dem alljährlich an der Fasnacht die noch Unverheirateten verspottet werden. Der Brauch war nach Auskunft des Schweizerischen Idiotikons im 19. Jahrhundert in weiten Teilen der Deutschschweiz bekannt, aber schon damals im Verschwinden begriffen. Im Luzerner Hinterland wurde er zum letzten Mal um die Mitte der 1870er Jahre beobachtet. Unter dem Giritzenmoos stellte man sich ein ödes Moor vor, wo die Ledigen als nebelhafte Sumpfgestalten bis zur Stunde der Erlösung herumwandeln müssen. Nach einem andern Volksglauben wurden sie dort in Kiebitze, schweizerdeutsch Giritz, verwandelt. (de)
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  • Giritzenmoos (de)
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