Die Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation, einer der kanadischen First Nations der Athabasken im Territorium Yukon, reicht ihrer eigenen Anschauung nach mehr als zehn Jahrtausende zurück. Sie betrachten sich seit unvordenklichen Zeiten als Teil des Landes entlang des Yukon (Chu Kon’ Dëk) und Klondike Rivers (Trʼondëk). Da traditionell die Angehörigen dieser indianischen Gruppe im Gebiet rund um Dawson lebten und leben, wurden sie früher auch Dawson Indian Band genannt. Sie sind zumeist Nachfahren der größten Lokalgruppe der südlichsten regionalen Band der Han (Hän Hwëch'in) („Volk, das am Fluss – dem Yukon River – lebt“) zur Zeit des Klondike-Goldrausches und wurden daher oftmals auch nach dem einflussreichsten Häuptling Isaac als Chief Isaac People, Isaac’s Band bezeichnet. Zusamm

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  • Die Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation, einer der kanadischen First Nations der Athabasken im Territorium Yukon, reicht ihrer eigenen Anschauung nach mehr als zehn Jahrtausende zurück. Sie betrachten sich seit unvordenklichen Zeiten als Teil des Landes entlang des Yukon (Chu Kon’ Dëk) und Klondike Rivers (Trʼondëk). Da traditionell die Angehörigen dieser indianischen Gruppe im Gebiet rund um Dawson lebten und leben, wurden sie früher auch Dawson Indian Band genannt. Sie sind zumeist Nachfahren der größten Lokalgruppe der südlichsten regionalen Band der Han (Hän Hwëch'in) („Volk, das am Fluss – dem Yukon River – lebt“) zur Zeit des Klondike-Goldrausches und wurden daher oftmals auch nach dem einflussreichsten Häuptling Isaac als Chief Isaac People, Isaac’s Band bezeichnet. Zusammen mit einer allerdings kleinen Gruppe im Alaska Native Village namens Native Eagle Village nahe der Stadt Eagle (Tthee T’äwdlenn) im Osten Alaskas sprechen sie gemeinsam die Sprache Häɬ goɬan bzw. Han. 1995 wählte diese First Nation den heutigen Namen als ihre offizielle Bezeichnung. 1995 wählte die First Nation den heutigen Namen als offizielle Bezeichnung; er leitet sich vom Autonym Tr’ondek Hwech’in bzw. Tr’ondëk Hwëch’in („Volk entlang des Klondike River“) her, das sich von der Bezeichnung für den Klondike River als Trʼondëk (abgl. von Tro – „Schlagsteine, zur Befestigung der Stecken der Lachswehre“ und Ndëk – „Fluss“) sowie von Hwech’in / Hwëch’in („Volk“; wörtlich: „Bewohner einer Gegend“) ableitet lässt. Heute identifizieren sie sich jedoch nach ihrem einst bedeutenden Hauptort Tr’ochëk („Mündung des Klondike River“, an der gegenüberliegenden nördlichen Flussseite befindet sich Dawson) als „Volk an der Mündung des Klondike River“. Dem rauen Klima des kanadischen Nordwestens passten sich die Indianer im Rahmen einer halb-nomadischen Lebensweise an, die auf festen Winterdörfern mit Vorratswirtschaft und Wanderzyklen entsprechend den Jagd- und Sammelressourcen basierte. Der Fischfang, vor allem auf Lachse, und die Jagd auf Karibus lieferten den überwiegenden Teil der Lebensmittel, aber auch der Kleidung und einiger Werkzeuge. Teile dieser Werkzeuge, wie Obsidian, aber auch des Schmucks, wie bestimmte Muschelarten, wurden schon früh über ein Netz von weitläufigen Tausch-, Geschenk- und Handelskontakten aus Alaska, dem Norden British Columbias, von Vancouver Island und aus den Nordwest-Territorien beschafft, ebenso wie Kupfer. Pfeil und Bogen lösten den Atlatl wohl erst ab etwa 600 ab. Europäische Händler, die nach 1800 mit dem ausgedehnten Netz von Pfaden, Kontakten und Gütern in Berührung kamen, wurden mehrere Jahrzehnte lang in dieses Netz integriert, wenn auch zunehmend der über die Weltmächte, allen voran Russland und Großbritannien, später die USA, vermittelte Welthandel mit seinen weiträumigen Interessen dominierte. Spätestens 1847 traten die Han erstmals in direkten Kontakt mit Briten. 1874 forderten sie eine amerikanische Handelsgesellschaft auf, einen Posten in ihrer Nähe zu errichten. Dabei konkurrierte die britische Hudson’s Bay Company zunächst mit russischen Pelzhändlern und ab 1867, nachdem die USA Alaska erworben hatten, mit amerikanischen Gesellschaften, vor allem der Alaska Commercial Company. Als besonders folgenreich erwies sich jedoch weniger der Handel als die mangelnde Abwehrkraft der Han gegen die von Europäern eingeschleppten Krankheiten, wie Pocken, Masern und Tuberkulose – ein Phänomen, das die meisten Indianer betraf. Neben Pelzhändlern sickerten zunehmend Goldsucher in die Region ein, was die Lebensbedingungen in dem abgelegenen Gebiet weiter veränderte. Der Klondike-Goldrausch brachte ab 1896 eine so massive Zuwanderung, dass die Han zur kleinen Minderheit von wenigen hundert Menschen wurden, denen bis zu 100.000 Zuwanderer gegenüberstanden. Dazu kam die Entwicklung einer städtischen Gesellschaft und die Umsiedlung nach Moosehide, einige Kilometer von Dawson entfernt, wo der Stamm zwischen 1897 und etwa 1960 lebte. Herausragender Führer in dieser Phase war Chief Isaac, der 1932 starb. Er wehrte sich gegen die Zerstörung der für die traditionelle Lebensweise unverzichtbaren natürlichen Ressourcen, vor allem gegen das Abschlachten der Karibuherden und die Abholzung der Wälder. In Moosehide entstand ein Stammesrat und das traditionelle Häuptlingstum wurde durch gewählte Häuptlinge abgelöst. Die Rohstoff-Ökonomie des Yukon bot den Han nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten, zumal diese mit der Weltwirtschaftskrise einbrach. So herrschte lange der traditionelle Lebensstil vor, der erst mit dem starken Rückgang des Pelzmarkts um 1950 zunehmend aufgegeben werden musste. Zudem war der Anteil der nichtindianischen Bevölkerung nach dem Goldrausch stark rückläufig. Verstärkt wurde die Isolierung der indianischen Gruppen im Territorium durch eine ausgeprägte Politik der Segregation, aber auch durch Vernachlässigung bis weit in die 1960er Jahre. Seitdem gelang es den First Nations nicht nur, politische Rechte, wie das Wahlrecht auf Bundesebene (1960) zu erhalten, sondern im Yukon gelang es den Tr’ondek Hwech’in wie anderen Stämmen auch, die Rückgabe ihrer traditionellen Gebiete, mit stark abgestuften Rechten, durchzusetzen (1998). Zudem hat sich die First Nation 1998 eine Verfassung gegeben und tritt seither nach innen mit gesetzgeberischen Rechten auf. Sprache und Kultur werden extensiv gepflegt und der externen Öffentlichkeit bekannt gemacht, nachdem die kanadische Regierung mehrere Jahrzehnte lang versucht hatte, sie auszulöschen. Sie sind inzwischen bedeutende Elemente des regionalen Tourismus geworden. (de)
  • Die Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation, einer der kanadischen First Nations der Athabasken im Territorium Yukon, reicht ihrer eigenen Anschauung nach mehr als zehn Jahrtausende zurück. Sie betrachten sich seit unvordenklichen Zeiten als Teil des Landes entlang des Yukon (Chu Kon’ Dëk) und Klondike Rivers (Trʼondëk). Da traditionell die Angehörigen dieser indianischen Gruppe im Gebiet rund um Dawson lebten und leben, wurden sie früher auch Dawson Indian Band genannt. Sie sind zumeist Nachfahren der größten Lokalgruppe der südlichsten regionalen Band der Han (Hän Hwëch'in) („Volk, das am Fluss – dem Yukon River – lebt“) zur Zeit des Klondike-Goldrausches und wurden daher oftmals auch nach dem einflussreichsten Häuptling Isaac als Chief Isaac People, Isaac’s Band bezeichnet. Zusammen mit einer allerdings kleinen Gruppe im Alaska Native Village namens Native Eagle Village nahe der Stadt Eagle (Tthee T’äwdlenn) im Osten Alaskas sprechen sie gemeinsam die Sprache Häɬ goɬan bzw. Han. 1995 wählte diese First Nation den heutigen Namen als ihre offizielle Bezeichnung. 1995 wählte die First Nation den heutigen Namen als offizielle Bezeichnung; er leitet sich vom Autonym Tr’ondek Hwech’in bzw. Tr’ondëk Hwëch’in („Volk entlang des Klondike River“) her, das sich von der Bezeichnung für den Klondike River als Trʼondëk (abgl. von Tro – „Schlagsteine, zur Befestigung der Stecken der Lachswehre“ und Ndëk – „Fluss“) sowie von Hwech’in / Hwëch’in („Volk“; wörtlich: „Bewohner einer Gegend“) ableitet lässt. Heute identifizieren sie sich jedoch nach ihrem einst bedeutenden Hauptort Tr’ochëk („Mündung des Klondike River“, an der gegenüberliegenden nördlichen Flussseite befindet sich Dawson) als „Volk an der Mündung des Klondike River“. Dem rauen Klima des kanadischen Nordwestens passten sich die Indianer im Rahmen einer halb-nomadischen Lebensweise an, die auf festen Winterdörfern mit Vorratswirtschaft und Wanderzyklen entsprechend den Jagd- und Sammelressourcen basierte. Der Fischfang, vor allem auf Lachse, und die Jagd auf Karibus lieferten den überwiegenden Teil der Lebensmittel, aber auch der Kleidung und einiger Werkzeuge. Teile dieser Werkzeuge, wie Obsidian, aber auch des Schmucks, wie bestimmte Muschelarten, wurden schon früh über ein Netz von weitläufigen Tausch-, Geschenk- und Handelskontakten aus Alaska, dem Norden British Columbias, von Vancouver Island und aus den Nordwest-Territorien beschafft, ebenso wie Kupfer. Pfeil und Bogen lösten den Atlatl wohl erst ab etwa 600 ab. Europäische Händler, die nach 1800 mit dem ausgedehnten Netz von Pfaden, Kontakten und Gütern in Berührung kamen, wurden mehrere Jahrzehnte lang in dieses Netz integriert, wenn auch zunehmend der über die Weltmächte, allen voran Russland und Großbritannien, später die USA, vermittelte Welthandel mit seinen weiträumigen Interessen dominierte. Spätestens 1847 traten die Han erstmals in direkten Kontakt mit Briten. 1874 forderten sie eine amerikanische Handelsgesellschaft auf, einen Posten in ihrer Nähe zu errichten. Dabei konkurrierte die britische Hudson’s Bay Company zunächst mit russischen Pelzhändlern und ab 1867, nachdem die USA Alaska erworben hatten, mit amerikanischen Gesellschaften, vor allem der Alaska Commercial Company. Als besonders folgenreich erwies sich jedoch weniger der Handel als die mangelnde Abwehrkraft der Han gegen die von Europäern eingeschleppten Krankheiten, wie Pocken, Masern und Tuberkulose – ein Phänomen, das die meisten Indianer betraf. Neben Pelzhändlern sickerten zunehmend Goldsucher in die Region ein, was die Lebensbedingungen in dem abgelegenen Gebiet weiter veränderte. Der Klondike-Goldrausch brachte ab 1896 eine so massive Zuwanderung, dass die Han zur kleinen Minderheit von wenigen hundert Menschen wurden, denen bis zu 100.000 Zuwanderer gegenüberstanden. Dazu kam die Entwicklung einer städtischen Gesellschaft und die Umsiedlung nach Moosehide, einige Kilometer von Dawson entfernt, wo der Stamm zwischen 1897 und etwa 1960 lebte. Herausragender Führer in dieser Phase war Chief Isaac, der 1932 starb. Er wehrte sich gegen die Zerstörung der für die traditionelle Lebensweise unverzichtbaren natürlichen Ressourcen, vor allem gegen das Abschlachten der Karibuherden und die Abholzung der Wälder. In Moosehide entstand ein Stammesrat und das traditionelle Häuptlingstum wurde durch gewählte Häuptlinge abgelöst. Die Rohstoff-Ökonomie des Yukon bot den Han nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten, zumal diese mit der Weltwirtschaftskrise einbrach. So herrschte lange der traditionelle Lebensstil vor, der erst mit dem starken Rückgang des Pelzmarkts um 1950 zunehmend aufgegeben werden musste. Zudem war der Anteil der nichtindianischen Bevölkerung nach dem Goldrausch stark rückläufig. Verstärkt wurde die Isolierung der indianischen Gruppen im Territorium durch eine ausgeprägte Politik der Segregation, aber auch durch Vernachlässigung bis weit in die 1960er Jahre. Seitdem gelang es den First Nations nicht nur, politische Rechte, wie das Wahlrecht auf Bundesebene (1960) zu erhalten, sondern im Yukon gelang es den Tr’ondek Hwech’in wie anderen Stämmen auch, die Rückgabe ihrer traditionellen Gebiete, mit stark abgestuften Rechten, durchzusetzen (1998). Zudem hat sich die First Nation 1998 eine Verfassung gegeben und tritt seither nach innen mit gesetzgeberischen Rechten auf. Sprache und Kultur werden extensiv gepflegt und der externen Öffentlichkeit bekannt gemacht, nachdem die kanadische Regierung mehrere Jahrzehnte lang versucht hatte, sie auszulöschen. Sie sind inzwischen bedeutende Elemente des regionalen Tourismus geworden. (de)
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  • Die Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation, einer der kanadischen First Nations der Athabasken im Territorium Yukon, reicht ihrer eigenen Anschauung nach mehr als zehn Jahrtausende zurück. Sie betrachten sich seit unvordenklichen Zeiten als Teil des Landes entlang des Yukon (Chu Kon’ Dëk) und Klondike Rivers (Trʼondëk). Da traditionell die Angehörigen dieser indianischen Gruppe im Gebiet rund um Dawson lebten und leben, wurden sie früher auch Dawson Indian Band genannt. Sie sind zumeist Nachfahren der größten Lokalgruppe der südlichsten regionalen Band der Han (Hän Hwëch'in) („Volk, das am Fluss – dem Yukon River – lebt“) zur Zeit des Klondike-Goldrausches und wurden daher oftmals auch nach dem einflussreichsten Häuptling Isaac als Chief Isaac People, Isaac’s Band bezeichnet. Zusamm (de)
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