Irland im Jahr 1500 war geprägt durch die unvollendete anglo-normannische Invasion, die im 12. Jahrhundert begann. Viele ansässige Iren wurden aus verschiedensten Gebieten (vor allem im Osten und Südosten) vertrieben und stattdessen englische Arbeiter und Bauern angesiedelt. Doch der Einflussbereich der Engländer schwand immer mehr und so kam es, dass in den Lordschaften außerhalb des Pale – einem Gebiet rund um Dublin – die Macht der (englischen) Autorität in Dublin kaum wahrgenommen wurde. Die Macht außerhalb des Pale ging mit der Zeit nahezu komplett auf die wichtigste anglo-normannische Dynastie, die Fitzgeralds of Kildare, über, deren Anführer bis 1531 als Stellvertreter der englischen Krone in Irland tätig war. Doch die Loyalität der Fitzgeralds gegenüber der Krone wurde immer schwäc

Property Value
dbo:abstract
  • Irland im Jahr 1500 war geprägt durch die unvollendete anglo-normannische Invasion, die im 12. Jahrhundert begann. Viele ansässige Iren wurden aus verschiedensten Gebieten (vor allem im Osten und Südosten) vertrieben und stattdessen englische Arbeiter und Bauern angesiedelt. Doch der Einflussbereich der Engländer schwand immer mehr und so kam es, dass in den Lordschaften außerhalb des Pale – einem Gebiet rund um Dublin – die Macht der (englischen) Autorität in Dublin kaum wahrgenommen wurde. Die Macht außerhalb des Pale ging mit der Zeit nahezu komplett auf die wichtigste anglo-normannische Dynastie, die Fitzgeralds of Kildare, über, deren Anführer bis 1531 als Stellvertreter der englischen Krone in Irland tätig war. Doch die Loyalität der Fitzgeralds gegenüber der Krone wurde immer schwächer (die Fitzgeralds hatten sogar Truppen aus dem Burgund nach Dublin eingeladen, um 1497 bei der Krönung des Betrügers Lambert Simnel als König von England anwesend zu sein). Der letzte ausschlaggebende Faktor entstand im Jahr 1536, als Silken Thomas Fitzgerald zur offenen Rebellion gegen die englische Krone aufrief, nachdem seine Rivalen, die Butlers of Ormonde, zum Stellvertreter der englischen Krone ernannt wurden. Nach dem Niederschlag der Rebellion mit der Hinrichtung von Silken Thomas entschied sich Heinrich VIII., die irische Insel wieder komplett unter englische Kontrolle zu bringen, damit sie nicht zum Ausgangspunkt einer feindlichen Invasion der britischen Inseln wurde (ein Bedenken, dass für weitere 400 Jahre bestehen bleiben sollte). Heinrich VIII. suchte einen Weg, um das Gebiet des Pale zu schützen sowie einen „Ersatz“ für die Fitzgeralds. Mit der Hilfe von Thomas Cromwell führte der König die Politik von Zuckerbrot und Peitsche ein. Man erweiterte den Schutz durch die englische Krone auf die gesamte Elite in Irland (ohne Berücksichtigung von ethnischer Zugehörigkeit), verlangte im Gegenzug aber die Einhaltung der Gesetze der zentralen Regierung sowie die offizielle Kapitulation der irischen Lords gegenüber der Krone, um so per königlicher Charta ihren Titel offiziell zu erhalten (und somit auch am Parlament teilnehmen zu können). Der Schlüsselpunkt dieser Reform war die Überführung der Lordschaft Irland durch ein Statut des irischen Parlaments im Jahr 1541 in ein Königreich. Dies geschah auf Drängen von Heinrich VIII., weil ihm der Titel ursprünglich vom Papst gewährt und Heinrich VIII. von der katholischen Kirche exkommuniziert worden war, so dass der Titel nicht länger gültig war. Weiterhin wollte man mit diesem Schritt die gälischen (bzw. gälisierten) oberen Klassen stärker an die Krone binden. Praktisch stimmten alle Lords diesen neuen Privilegien zu – machten aber weiter wie bisher. Die eigentliche Macht in Irland lag auch nicht beim Parlament, sondern beim Lord Deputy of Ireland – dem königlichen Stellvertreter in Irland. Das Parlament tagte nur dann, wenn es vom Lord Deputy einberufen wurde, wenn dieser neue Gesetze oder Steuern erlassen wollte. Dem Lord Deputy beratend zur Seite stand der sogenannte irische Kronrat. Heinrichs kirchliche Reformen – obwohl nicht so streng wie in England – verursachten hingegen Unruhe. Sein Stellvertreter in Irland, Lord Deputy Anthony St Leger, erkaufte sich die Opposition mittels Ländereien, die zuvor den Klöstern entwendet worden waren. Nach dem Tod Heinrichs VIII. im Jahr 1547 wurde es für die Stellvertreter der Krone in Irland noch schwieriger, die Gesetze der Zentralregierung durchzusetzen. Nacheinander brachen mehrere Rebellionen aus. Die erste in den 1550er Jahren in Leinster, als die Clans der O'Moore und O'Connor im Zuge der Plantations umgesiedelt werden sollten. In den 1560er Jahren endete der englische Versuch in einem internen Konflikt des O'Neill-Clans in einer langjährigen Auseinandersetzung zwischen dem Lord Deputy von Sussex und Shane O'Neill, dem Anführer des Clans. Andere Clans, wie zum Beispiel die O'Brynes und O'Tooles, überfielen weiterhin (wie sie es schon immer getan hatten) das Gebiet des Pale. Die wohl gewalttätigste Aktion fand in Munster in den 1560er bis 1580er Jahren statt, als die Fitzgeralds of Desmond die Desmond-Rebellionen starteten, um das englische Eindringen auf ihrem Gebiet zu unterbinden. Neben einigen äußerst brutalen Schlachten wurden gezielt Hungersnöte provoziert, in denen fast ein Drittel der Bevölkerung der Provinz starb. Endgültig wurde die Rebellion im Jahr 1583 niedergeschlagen, als der Earl of Desmond getötet wurde. Es gab zwei Gründe für die andauernde Gewalt in Irland und die Probleme, welche die englische Regierung dort hatte. Erstens die Aggressivität der englischen Soldaten und Verwalter – ganze Garnisonen hielten sich nicht an die Gesetze, töteten örtliche irische Anführer und Lords oder beschlagnahmten und plünderten Privatbesitz. Das zweite Problem war die Unvereinbarkeit zwischen gälisch-irischer Gesellschaft und englischer Regierung. Nach irischem Brauch wurde ein Clanführer durch eine Adelslinie gewählt (was nicht selten zu internen Auseinandersetzungen führte). Unter der Siedlungspolitik von Heinrich VIII. sollte die Nachfolge jedoch nach englischem Brauch durchgeführt werden, das heißt, dass der erstgeborene Sohn die Nachfolge übernahm (Primogenitur). Durch die ständige Missachtung dieses Gesetzes waren die Engländer dazu gezwungen, in Streitigkeiten Partei zu ergreifen, was die unterlegenen Parteien wiederum gegen die Engländer aufbrachte. 1559 bestieg Elisabeth I. den englischen Thron und versuchte Irland mit einer Reihe von Plänen zu befrieden. Der erste Versuch beinhaltete militärische Gewalt, bei dem kriegerische Gegenden (zum Beispiel die Wicklow Mountains) durch eine kleine Zahl englischer Truppen unter Kommandanten der sogenannten Seneschallen besetzt wurden. Die Seneschallen haben die Macht, das Kriegsrechts auszurufen, unter dem Exekutionen ohne Gerichtsverfahren möglich waren. Für jede Person, die im Machtbereich eines Seneschallen lebte, musste der ansässige Lord bürgen. Die sogenannten „masterless men“ (also Personen ohne Bürgschaft eines Lord) konnten jederzeit getötet werden. Die englische Krone hoffte, dass die irischen Lords so mehr Druck auf ihre Untergebenen ausüben würden, doch die beliebigen Hinrichtungen brachten die irischen Lords noch viel mehr gegen die Engländer auf. Dieser Fehlschlag führte die Engländer zu weiteren – auf längere Sicht ausgelegten – Plänen, die irische Insel zu befrieden und zu anglisieren. Einer dieser Pläne war die sogenannte composition; private Armeen wurden abgeschafft und Provinzen vollständig von englischen Truppen unter dem Kommando eines Gouverneurs (genannt Lords President) besetzt. Im Gegenzug wurden die mächtigsten Lords von der Steuer befreit. Die Durchsetzung dieses Plans führte jedoch zu noch mehr Gewalt, vor allem im Connacht, wo die MacWilliam Burkes einen erbitterten Kampf gegen den englischen Provinzialpräsident Sir Richard Bingham führten. Doch in einigen Gegenden hatte dieser Plan Erfolg, zum Beispiel in Thomond, wo er von der herrschenden O'Brien-Dynastie unterstützt wurde. Der zweite Plan dieser Art waren die Plantations: Gebiete in Irland, in denen gezielt englische und schottische Einwanderer angesiedelt wurden, um die englische Kultur und Loyalität zur Krone auf die irische Insel zu bringen. Den Versuch von Plantations gab es bereits in den 1550er Jahren in Laois und Offaly sowie in den 1570er Jahren in Antrim – jeweils mit wenig Erfolg. Doch gegen Ende der Desmond Rebellionen (Anfang der 1580er Jahre) wurden große Landflächen in Munster kolonisiert. Den größten Teil dieser Landflächen erhielt Sir Walter Raleigh, der diese jedoch später an Sir Richard Boyle verkaufte. Boyle wurde zum Earl of Cork und zum wohlhabendsten Mann der frühen Stuart-Monarchen. Natürlich heizte die Landenteignung zum Zwecke der Plantations den Hass der Iren auf die Engländer noch weiter an. Der kritische Punkt der Elisabethanischen Eroberung von Irland kam, als man versuchte, die Macht auf das Gebiet von Ulster und des Clans von Hugh O'Neill (dem mächtigsten Lord in Irland zu dieser Zeit) auszuweiten. O'Neill wehrte sich mit Waffengewalt und startete den Neunjährigen Krieg (1594 bis 1603), der die ganze Insel erfasste und zum Ziel hatte, die englische Autorität komplett von der irischen Insel zu vertreiben. O'Neill gelang die Aufstellung eines aus etwa 10.000 Iren bestehenden Heeres. Diese Streitmacht war mit zahlreichen Musketen bestens ausgerüstet, welche die Iren mit spanischem Gold in Schottland gekauft hatten. Die Iren wurden von Spanien nicht nur durch finanzielle Mittel, sondern auch durch die Entsendung von Festungsingenieuren unterstützt. O'Neill setzte nicht nur auf die Iren gälischer Abstammung, sondern versuchte zusätzlich die „Alt-Engländer“ (Englische Siedler aus anglo-normannischer Zeit, die katholisch geblieben waren) für seine Sache zu gewinnen. Aufgrund der in Irland vorherrschenden Armut dienten zahlreiche Iren als Söldner im spanischen Heer, wo sie wichtige militärische Erfahrungen sammelten. Ein zur Bekämpfung von O'Neills Truppen ausgesandtes, englisches Heer wurde bei Clontibret überraschend von diesen angegriffen und vernichtend geschlagen. Drei Jahre später, am 14. August 1598, kam es bei Yellow Ford zu einer weiteren Schlacht, welche ebenfalls mit einer schweren englischen Niederlage endete. Königin Elisabeth I. setzte 1600 Lord Mountjoy als neuen Lord Deputy in Irland ein. Dieser sorgte im Norden Irlands für die Vernichtung der Ernte und ließ die dortigen Viehherden beschlagnahmen, um den Aufständischen ihre Nahrungsgrundlagen zu entziehen. Mountjoys weiterer Vorstoß nach Ulster wurde jedoch von O'Neill und seinen Truppen vom 2. bis zum 3. Oktober 1600 am Moyry-Pass gestoppt. Unterstützung erhielt O'Neill am 21. September 1601 in Form von 3500 spanischen Soldaten, die in Kinsale an Land gingen und von König Philipp III. gesandt wurden. Englische Truppen unter Mountjoy begannen wenig später mit der Belagerung der Stadt. Ende Dezember traf O'Neill mit seinem Heer bei Kinsale ein, um die Belagerung gewaltsam zu beenden. Der Versuch scheiterte, und die spanische Garnison kapitulierte. Nach einigen weiteren Kampfhandlungen handelte O'Neill 1603 einen Waffenstillstand mit den Engländern aus. Da sich Irland nun wieder gänzlich unter englischer Kontrolle befand, verließen zahlreiche Angehörige des irischen Adels, darunter auch O'Neill, im Jahre 1607 ihr Heimatland, wobei man von der „Flight of the Earls“ (Grafenflucht) sprach. Zur Vergeltung für den Aufstand wurden zahlreiche irische Grundbesitzer enteignet. (de)
  • Irland im Jahr 1500 war geprägt durch die unvollendete anglo-normannische Invasion, die im 12. Jahrhundert begann. Viele ansässige Iren wurden aus verschiedensten Gebieten (vor allem im Osten und Südosten) vertrieben und stattdessen englische Arbeiter und Bauern angesiedelt. Doch der Einflussbereich der Engländer schwand immer mehr und so kam es, dass in den Lordschaften außerhalb des Pale – einem Gebiet rund um Dublin – die Macht der (englischen) Autorität in Dublin kaum wahrgenommen wurde. Die Macht außerhalb des Pale ging mit der Zeit nahezu komplett auf die wichtigste anglo-normannische Dynastie, die Fitzgeralds of Kildare, über, deren Anführer bis 1531 als Stellvertreter der englischen Krone in Irland tätig war. Doch die Loyalität der Fitzgeralds gegenüber der Krone wurde immer schwächer (die Fitzgeralds hatten sogar Truppen aus dem Burgund nach Dublin eingeladen, um 1497 bei der Krönung des Betrügers Lambert Simnel als König von England anwesend zu sein). Der letzte ausschlaggebende Faktor entstand im Jahr 1536, als Silken Thomas Fitzgerald zur offenen Rebellion gegen die englische Krone aufrief, nachdem seine Rivalen, die Butlers of Ormonde, zum Stellvertreter der englischen Krone ernannt wurden. Nach dem Niederschlag der Rebellion mit der Hinrichtung von Silken Thomas entschied sich Heinrich VIII., die irische Insel wieder komplett unter englische Kontrolle zu bringen, damit sie nicht zum Ausgangspunkt einer feindlichen Invasion der britischen Inseln wurde (ein Bedenken, dass für weitere 400 Jahre bestehen bleiben sollte). Heinrich VIII. suchte einen Weg, um das Gebiet des Pale zu schützen sowie einen „Ersatz“ für die Fitzgeralds. Mit der Hilfe von Thomas Cromwell führte der König die Politik von Zuckerbrot und Peitsche ein. Man erweiterte den Schutz durch die englische Krone auf die gesamte Elite in Irland (ohne Berücksichtigung von ethnischer Zugehörigkeit), verlangte im Gegenzug aber die Einhaltung der Gesetze der zentralen Regierung sowie die offizielle Kapitulation der irischen Lords gegenüber der Krone, um so per königlicher Charta ihren Titel offiziell zu erhalten (und somit auch am Parlament teilnehmen zu können). Der Schlüsselpunkt dieser Reform war die Überführung der Lordschaft Irland durch ein Statut des irischen Parlaments im Jahr 1541 in ein Königreich. Dies geschah auf Drängen von Heinrich VIII., weil ihm der Titel ursprünglich vom Papst gewährt und Heinrich VIII. von der katholischen Kirche exkommuniziert worden war, so dass der Titel nicht länger gültig war. Weiterhin wollte man mit diesem Schritt die gälischen (bzw. gälisierten) oberen Klassen stärker an die Krone binden. Praktisch stimmten alle Lords diesen neuen Privilegien zu – machten aber weiter wie bisher. Die eigentliche Macht in Irland lag auch nicht beim Parlament, sondern beim Lord Deputy of Ireland – dem königlichen Stellvertreter in Irland. Das Parlament tagte nur dann, wenn es vom Lord Deputy einberufen wurde, wenn dieser neue Gesetze oder Steuern erlassen wollte. Dem Lord Deputy beratend zur Seite stand der sogenannte irische Kronrat. Heinrichs kirchliche Reformen – obwohl nicht so streng wie in England – verursachten hingegen Unruhe. Sein Stellvertreter in Irland, Lord Deputy Anthony St Leger, erkaufte sich die Opposition mittels Ländereien, die zuvor den Klöstern entwendet worden waren. Nach dem Tod Heinrichs VIII. im Jahr 1547 wurde es für die Stellvertreter der Krone in Irland noch schwieriger, die Gesetze der Zentralregierung durchzusetzen. Nacheinander brachen mehrere Rebellionen aus. Die erste in den 1550er Jahren in Leinster, als die Clans der O'Moore und O'Connor im Zuge der Plantations umgesiedelt werden sollten. In den 1560er Jahren endete der englische Versuch in einem internen Konflikt des O'Neill-Clans in einer langjährigen Auseinandersetzung zwischen dem Lord Deputy von Sussex und Shane O'Neill, dem Anführer des Clans. Andere Clans, wie zum Beispiel die O'Brynes und O'Tooles, überfielen weiterhin (wie sie es schon immer getan hatten) das Gebiet des Pale. Die wohl gewalttätigste Aktion fand in Munster in den 1560er bis 1580er Jahren statt, als die Fitzgeralds of Desmond die Desmond-Rebellionen starteten, um das englische Eindringen auf ihrem Gebiet zu unterbinden. Neben einigen äußerst brutalen Schlachten wurden gezielt Hungersnöte provoziert, in denen fast ein Drittel der Bevölkerung der Provinz starb. Endgültig wurde die Rebellion im Jahr 1583 niedergeschlagen, als der Earl of Desmond getötet wurde. Es gab zwei Gründe für die andauernde Gewalt in Irland und die Probleme, welche die englische Regierung dort hatte. Erstens die Aggressivität der englischen Soldaten und Verwalter – ganze Garnisonen hielten sich nicht an die Gesetze, töteten örtliche irische Anführer und Lords oder beschlagnahmten und plünderten Privatbesitz. Das zweite Problem war die Unvereinbarkeit zwischen gälisch-irischer Gesellschaft und englischer Regierung. Nach irischem Brauch wurde ein Clanführer durch eine Adelslinie gewählt (was nicht selten zu internen Auseinandersetzungen führte). Unter der Siedlungspolitik von Heinrich VIII. sollte die Nachfolge jedoch nach englischem Brauch durchgeführt werden, das heißt, dass der erstgeborene Sohn die Nachfolge übernahm (Primogenitur). Durch die ständige Missachtung dieses Gesetzes waren die Engländer dazu gezwungen, in Streitigkeiten Partei zu ergreifen, was die unterlegenen Parteien wiederum gegen die Engländer aufbrachte. 1559 bestieg Elisabeth I. den englischen Thron und versuchte Irland mit einer Reihe von Plänen zu befrieden. Der erste Versuch beinhaltete militärische Gewalt, bei dem kriegerische Gegenden (zum Beispiel die Wicklow Mountains) durch eine kleine Zahl englischer Truppen unter Kommandanten der sogenannten Seneschallen besetzt wurden. Die Seneschallen haben die Macht, das Kriegsrechts auszurufen, unter dem Exekutionen ohne Gerichtsverfahren möglich waren. Für jede Person, die im Machtbereich eines Seneschallen lebte, musste der ansässige Lord bürgen. Die sogenannten „masterless men“ (also Personen ohne Bürgschaft eines Lord) konnten jederzeit getötet werden. Die englische Krone hoffte, dass die irischen Lords so mehr Druck auf ihre Untergebenen ausüben würden, doch die beliebigen Hinrichtungen brachten die irischen Lords noch viel mehr gegen die Engländer auf. Dieser Fehlschlag führte die Engländer zu weiteren – auf längere Sicht ausgelegten – Plänen, die irische Insel zu befrieden und zu anglisieren. Einer dieser Pläne war die sogenannte composition; private Armeen wurden abgeschafft und Provinzen vollständig von englischen Truppen unter dem Kommando eines Gouverneurs (genannt Lords President) besetzt. Im Gegenzug wurden die mächtigsten Lords von der Steuer befreit. Die Durchsetzung dieses Plans führte jedoch zu noch mehr Gewalt, vor allem im Connacht, wo die MacWilliam Burkes einen erbitterten Kampf gegen den englischen Provinzialpräsident Sir Richard Bingham führten. Doch in einigen Gegenden hatte dieser Plan Erfolg, zum Beispiel in Thomond, wo er von der herrschenden O'Brien-Dynastie unterstützt wurde. Der zweite Plan dieser Art waren die Plantations: Gebiete in Irland, in denen gezielt englische und schottische Einwanderer angesiedelt wurden, um die englische Kultur und Loyalität zur Krone auf die irische Insel zu bringen. Den Versuch von Plantations gab es bereits in den 1550er Jahren in Laois und Offaly sowie in den 1570er Jahren in Antrim – jeweils mit wenig Erfolg. Doch gegen Ende der Desmond Rebellionen (Anfang der 1580er Jahre) wurden große Landflächen in Munster kolonisiert. Den größten Teil dieser Landflächen erhielt Sir Walter Raleigh, der diese jedoch später an Sir Richard Boyle verkaufte. Boyle wurde zum Earl of Cork und zum wohlhabendsten Mann der frühen Stuart-Monarchen. Natürlich heizte die Landenteignung zum Zwecke der Plantations den Hass der Iren auf die Engländer noch weiter an. Der kritische Punkt der Elisabethanischen Eroberung von Irland kam, als man versuchte, die Macht auf das Gebiet von Ulster und des Clans von Hugh O'Neill (dem mächtigsten Lord in Irland zu dieser Zeit) auszuweiten. O'Neill wehrte sich mit Waffengewalt und startete den Neunjährigen Krieg (1594 bis 1603), der die ganze Insel erfasste und zum Ziel hatte, die englische Autorität komplett von der irischen Insel zu vertreiben. O'Neill gelang die Aufstellung eines aus etwa 10.000 Iren bestehenden Heeres. Diese Streitmacht war mit zahlreichen Musketen bestens ausgerüstet, welche die Iren mit spanischem Gold in Schottland gekauft hatten. Die Iren wurden von Spanien nicht nur durch finanzielle Mittel, sondern auch durch die Entsendung von Festungsingenieuren unterstützt. O'Neill setzte nicht nur auf die Iren gälischer Abstammung, sondern versuchte zusätzlich die „Alt-Engländer“ (Englische Siedler aus anglo-normannischer Zeit, die katholisch geblieben waren) für seine Sache zu gewinnen. Aufgrund der in Irland vorherrschenden Armut dienten zahlreiche Iren als Söldner im spanischen Heer, wo sie wichtige militärische Erfahrungen sammelten. Ein zur Bekämpfung von O'Neills Truppen ausgesandtes, englisches Heer wurde bei Clontibret überraschend von diesen angegriffen und vernichtend geschlagen. Drei Jahre später, am 14. August 1598, kam es bei Yellow Ford zu einer weiteren Schlacht, welche ebenfalls mit einer schweren englischen Niederlage endete. Königin Elisabeth I. setzte 1600 Lord Mountjoy als neuen Lord Deputy in Irland ein. Dieser sorgte im Norden Irlands für die Vernichtung der Ernte und ließ die dortigen Viehherden beschlagnahmen, um den Aufständischen ihre Nahrungsgrundlagen zu entziehen. Mountjoys weiterer Vorstoß nach Ulster wurde jedoch von O'Neill und seinen Truppen vom 2. bis zum 3. Oktober 1600 am Moyry-Pass gestoppt. Unterstützung erhielt O'Neill am 21. September 1601 in Form von 3500 spanischen Soldaten, die in Kinsale an Land gingen und von König Philipp III. gesandt wurden. Englische Truppen unter Mountjoy begannen wenig später mit der Belagerung der Stadt. Ende Dezember traf O'Neill mit seinem Heer bei Kinsale ein, um die Belagerung gewaltsam zu beenden. Der Versuch scheiterte, und die spanische Garnison kapitulierte. Nach einigen weiteren Kampfhandlungen handelte O'Neill 1603 einen Waffenstillstand mit den Engländern aus. Da sich Irland nun wieder gänzlich unter englischer Kontrolle befand, verließen zahlreiche Angehörige des irischen Adels, darunter auch O'Neill, im Jahre 1607 ihr Heimatland, wobei man von der „Flight of the Earls“ (Grafenflucht) sprach. Zur Vergeltung für den Aufstand wurden zahlreiche irische Grundbesitzer enteignet. (de)
dbo:thumbnail
dbo:wikiPageID
  • 1305109 (xsd:integer)
dbo:wikiPageRevisionID
  • 149574272 (xsd:integer)
dct:subject
rdfs:comment
  • Irland im Jahr 1500 war geprägt durch die unvollendete anglo-normannische Invasion, die im 12. Jahrhundert begann. Viele ansässige Iren wurden aus verschiedensten Gebieten (vor allem im Osten und Südosten) vertrieben und stattdessen englische Arbeiter und Bauern angesiedelt. Doch der Einflussbereich der Engländer schwand immer mehr und so kam es, dass in den Lordschaften außerhalb des Pale – einem Gebiet rund um Dublin – die Macht der (englischen) Autorität in Dublin kaum wahrgenommen wurde. Die Macht außerhalb des Pale ging mit der Zeit nahezu komplett auf die wichtigste anglo-normannische Dynastie, die Fitzgeralds of Kildare, über, deren Anführer bis 1531 als Stellvertreter der englischen Krone in Irland tätig war. Doch die Loyalität der Fitzgeralds gegenüber der Krone wurde immer schwäc (de)
  • Irland im Jahr 1500 war geprägt durch die unvollendete anglo-normannische Invasion, die im 12. Jahrhundert begann. Viele ansässige Iren wurden aus verschiedensten Gebieten (vor allem im Osten und Südosten) vertrieben und stattdessen englische Arbeiter und Bauern angesiedelt. Doch der Einflussbereich der Engländer schwand immer mehr und so kam es, dass in den Lordschaften außerhalb des Pale – einem Gebiet rund um Dublin – die Macht der (englischen) Autorität in Dublin kaum wahrgenommen wurde. Die Macht außerhalb des Pale ging mit der Zeit nahezu komplett auf die wichtigste anglo-normannische Dynastie, die Fitzgeralds of Kildare, über, deren Anführer bis 1531 als Stellvertreter der englischen Krone in Irland tätig war. Doch die Loyalität der Fitzgeralds gegenüber der Krone wurde immer schwäc (de)
rdfs:label
  • Geschichte Irlands (1536–1801) (de)
  • Geschichte Irlands (1536–1801) (de)
owl:sameAs
prov:wasDerivedFrom
foaf:depiction
foaf:isPrimaryTopicOf
is dbo:wikiPageRedirects of
is foaf:primaryTopic of