Während der letzten Eiszeit ließ die Vergletscherung der Hochgebirgsregionen keine menschliche Besiedlung zu. In der vor-agrarischen Phase (ca. 6000 bis 3000 v. Chr.) lässt sich in einer vielleicht 9 bis 12 ha großen Ausgrabungsfläche bei Sica Sica bei La Paz, in 3.831 m Höhe, eine jungsteinzeitliche Kultur nachweisen, die Viscachani-Kultur. Zwischen 2500 und 1500 v. Chr. entwickelten die Bewohner Techniken der Textilherstellung und der Keramik. Gegen 1500 v. Chr. lässt sich erstmals Kupfer nachweisen.

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  • Während der letzten Eiszeit ließ die Vergletscherung der Hochgebirgsregionen keine menschliche Besiedlung zu. In der vor-agrarischen Phase (ca. 6000 bis 3000 v. Chr.) lässt sich in einer vielleicht 9 bis 12 ha großen Ausgrabungsfläche bei Sica Sica bei La Paz, in 3.831 m Höhe, eine jungsteinzeitliche Kultur nachweisen, die Viscachani-Kultur. Die Entstehung agrarischer Gesellschaften wird meist mit der Entwicklung von Sesshaftigkeit und Dörfern in Verbindung gebracht. Beim Wankarani-Komplex (2500 v. - 500 n. Chr.) auf dem zentralen Altiplano, vor allem um La Joya, ließ sich jedoch zeigen, dass eine Hirtenkultur auf der Basis von Lamas und Alpakas diese Entwicklung besser erklären kann. Die Dörfer lagen unter Hügeln (mounds), die Dörfer von 15 bis 500 Häusern Größe bargen. Die Häuser, deren Durchmesser zwischen drei und fünf Metern variierte, waren rund und bestanden aus Stein oder Adobe-Ziegeln. Zwischen 2500 und 1500 v. Chr. entwickelten die Bewohner Techniken der Textilherstellung und der Keramik. Gegen 1500 v. Chr. lässt sich erstmals Kupfer nachweisen. Zwischen 1200 v. und 200 n. Chr. bestand die Kultur von Wankarani am Poopó-See, die offenbar nomadisch war und auf Lamas basierte. Daneben existierte von etwa 1500 v. bis 200 n. Chr. die Kultur von Chiripa auf der Taraco-Halbinsel am Titicaca-See. Sie weist ebenfalls Keramik und religiöse Architektur auf. Kleine, konkave Pfeilspitzen sind typisch für ihre Waffen. Hinzu kommen die Urus oder Chipayas, die keinen oder nur in geringfügigem Maß Landbau betrieben, hingegen stark vom Fischfang abhingen. Eine der wichtigsten archäologischen Stätten ist Tiwanaku am Ostufer des Titicacasees, wo etwa zwischen 400 und 1200 n. Chr. eine Hochkultur bestand. Sie reicht möglicherweise bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurück. Dabei errichteten die Träger dieser Kultur Tempelanlagen und Pyramiden, wie die von Akapana-Kalasasaya. Anhand von Textilien und Keramiken mit den für die Tiwanaku-Kultur typischen Kennzeichen, lässt sich nach 700 eine deutliche Expansion nachweisen. Die Hauptstätte umfasste eine Fläche von 420 ha und eine geschätzte Einwohnerzahl von 40.000 Menschen; daneben existierten weitere Orte mit rund 10.000 Einwohnern. Diese Orte waren möglicherweise in einer vierstufigen Hierarchie einer strengen Verwaltung und Zuweisung religiöser Funktionen unterworfen, doch sind diese Mutmaßungen umstritten. Fernhandel mit sperrigen Gütern war wohl nur auf dem Titicacasee möglich, doch wurden Chili, Mais und Coca in der Residenz stark nachgefragt. Muscheln von der Küste Ecuadors (Stachelaustern), Obsidian aus dem Colca-Tal nach Arequipa, Lapislazuli und Kupfer aus Nordchile wurden wohl über ein System von Zwischenhändlern herbeigebracht, Schnupftabakdosen und Stoffe wurden nach Chile, vielleicht sogar bis nach Nordargentinien gehandelt. Etwa zur selben Zeit entwickelten sich die Kulturen der Moxos in den östlichen Niederungen und der Mollos im Raum des heutigen La Paz. Alle drei auf Bodenbau beruhenden Kulturen verschwanden im 13. Jahrhundert, vermutlich aufgrund langer Dürren. Im Tiwanaku-Gebiet folgten sieben Herrschaftsgebiete der Aymara mit einem Kerngebiet um den Titicaca-See. Die Aymara lebten in Dörfern und Städten auf Bergen, entwickelten ein Bewässerungssystem, und waren in der Lage Lebensmittel über lange Zeit zu konservieren. Sie waren in Clans organisiert, die Land und Arbeit zuwiesen. Dabei dominierten sie benachbarte ethnische Gruppen, wie die Uru, die überwiegend vom Fischfang lebten. Kennzeichnend sind hier Totenstädte. Von Cuzco dehnten die Quechua ihr Reich aus, und Mitte des 15. Jahrhunderts unterwarfen sie auch die Aymara, wie etwa das Königreich um die Hauptstadt Hatun-Colla. Tiwanaku war zu dieser Zeit schon lange verlassen. Das bolivianische Hochland wurde als Kollasuyo damit eine der vier Provinzen des Inkareichs. Dem Stellvertreter des Inka unterstand eine Art Gouverneur, der wiederum Befehlsgewalt gegenüber lokalen Gouverneuren besaß. Diese konnten auf den lokalen Adel zugreifen. Dabei bestanden die regionalen Strukturen fort, und auch in kultureller Hinsicht ist kein Bruch zu erkennen. Der tiefste Einschnitt fand in der Organisation öffentlicher Aufgaben statt. So entwickelten die Inka bereits die so genannte Mita, um Großprojekte und Bergbau organisieren zu können. Dabei hatten die verschiedenen Herrschaftsgebiete jeweils eine bestimmte Zahl von Arbeitskräften zu stellen. 1470 rebellierten mehrere Aymara-Königreiche, doch unterlagen sie der Inka-Streitmacht. Zur Sicherung ihrer Herrschaft kolonisierten sie Teile des Aymara-Gebiets, vor allem in den südlichen und zentralen Tälern. Daher sind bis heute Aymara und Quechua die vorherrschenden Sprachen. Die östlichen, nomadisch lebenden Stämme wurden von den Inka nicht unterworfen, dort sicherten sie durch Festungen ihr Gebiet. (de)
  • Während der letzten Eiszeit ließ die Vergletscherung der Hochgebirgsregionen keine menschliche Besiedlung zu. In der vor-agrarischen Phase (ca. 6000 bis 3000 v. Chr.) lässt sich in einer vielleicht 9 bis 12 ha großen Ausgrabungsfläche bei Sica Sica bei La Paz, in 3.831 m Höhe, eine jungsteinzeitliche Kultur nachweisen, die Viscachani-Kultur. Die Entstehung agrarischer Gesellschaften wird meist mit der Entwicklung von Sesshaftigkeit und Dörfern in Verbindung gebracht. Beim Wankarani-Komplex (2500 v. - 500 n. Chr.) auf dem zentralen Altiplano, vor allem um La Joya, ließ sich jedoch zeigen, dass eine Hirtenkultur auf der Basis von Lamas und Alpakas diese Entwicklung besser erklären kann. Die Dörfer lagen unter Hügeln (mounds), die Dörfer von 15 bis 500 Häusern Größe bargen. Die Häuser, deren Durchmesser zwischen drei und fünf Metern variierte, waren rund und bestanden aus Stein oder Adobe-Ziegeln. Zwischen 2500 und 1500 v. Chr. entwickelten die Bewohner Techniken der Textilherstellung und der Keramik. Gegen 1500 v. Chr. lässt sich erstmals Kupfer nachweisen. Zwischen 1200 v. und 200 n. Chr. bestand die Kultur von Wankarani am Poopó-See, die offenbar nomadisch war und auf Lamas basierte. Daneben existierte von etwa 1500 v. bis 200 n. Chr. die Kultur von Chiripa auf der Taraco-Halbinsel am Titicaca-See. Sie weist ebenfalls Keramik und religiöse Architektur auf. Kleine, konkave Pfeilspitzen sind typisch für ihre Waffen. Hinzu kommen die Urus oder Chipayas, die keinen oder nur in geringfügigem Maß Landbau betrieben, hingegen stark vom Fischfang abhingen. Eine der wichtigsten archäologischen Stätten ist Tiwanaku am Ostufer des Titicacasees, wo etwa zwischen 400 und 1200 n. Chr. eine Hochkultur bestand. Sie reicht möglicherweise bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurück. Dabei errichteten die Träger dieser Kultur Tempelanlagen und Pyramiden, wie die von Akapana-Kalasasaya. Anhand von Textilien und Keramiken mit den für die Tiwanaku-Kultur typischen Kennzeichen, lässt sich nach 700 eine deutliche Expansion nachweisen. Die Hauptstätte umfasste eine Fläche von 420 ha und eine geschätzte Einwohnerzahl von 40.000 Menschen; daneben existierten weitere Orte mit rund 10.000 Einwohnern. Diese Orte waren möglicherweise in einer vierstufigen Hierarchie einer strengen Verwaltung und Zuweisung religiöser Funktionen unterworfen, doch sind diese Mutmaßungen umstritten. Fernhandel mit sperrigen Gütern war wohl nur auf dem Titicacasee möglich, doch wurden Chili, Mais und Coca in der Residenz stark nachgefragt. Muscheln von der Küste Ecuadors (Stachelaustern), Obsidian aus dem Colca-Tal nach Arequipa, Lapislazuli und Kupfer aus Nordchile wurden wohl über ein System von Zwischenhändlern herbeigebracht, Schnupftabakdosen und Stoffe wurden nach Chile, vielleicht sogar bis nach Nordargentinien gehandelt. Etwa zur selben Zeit entwickelten sich die Kulturen der Moxos in den östlichen Niederungen und der Mollos im Raum des heutigen La Paz. Alle drei auf Bodenbau beruhenden Kulturen verschwanden im 13. Jahrhundert, vermutlich aufgrund langer Dürren. Im Tiwanaku-Gebiet folgten sieben Herrschaftsgebiete der Aymara mit einem Kerngebiet um den Titicaca-See. Die Aymara lebten in Dörfern und Städten auf Bergen, entwickelten ein Bewässerungssystem, und waren in der Lage Lebensmittel über lange Zeit zu konservieren. Sie waren in Clans organisiert, die Land und Arbeit zuwiesen. Dabei dominierten sie benachbarte ethnische Gruppen, wie die Uru, die überwiegend vom Fischfang lebten. Kennzeichnend sind hier Totenstädte. Von Cuzco dehnten die Quechua ihr Reich aus, und Mitte des 15. Jahrhunderts unterwarfen sie auch die Aymara, wie etwa das Königreich um die Hauptstadt Hatun-Colla. Tiwanaku war zu dieser Zeit schon lange verlassen. Das bolivianische Hochland wurde als Kollasuyo damit eine der vier Provinzen des Inkareichs. Dem Stellvertreter des Inka unterstand eine Art Gouverneur, der wiederum Befehlsgewalt gegenüber lokalen Gouverneuren besaß. Diese konnten auf den lokalen Adel zugreifen. Dabei bestanden die regionalen Strukturen fort, und auch in kultureller Hinsicht ist kein Bruch zu erkennen. Der tiefste Einschnitt fand in der Organisation öffentlicher Aufgaben statt. So entwickelten die Inka bereits die so genannte Mita, um Großprojekte und Bergbau organisieren zu können. Dabei hatten die verschiedenen Herrschaftsgebiete jeweils eine bestimmte Zahl von Arbeitskräften zu stellen. 1470 rebellierten mehrere Aymara-Königreiche, doch unterlagen sie der Inka-Streitmacht. Zur Sicherung ihrer Herrschaft kolonisierten sie Teile des Aymara-Gebiets, vor allem in den südlichen und zentralen Tälern. Daher sind bis heute Aymara und Quechua die vorherrschenden Sprachen. Die östlichen, nomadisch lebenden Stämme wurden von den Inka nicht unterworfen, dort sicherten sie durch Festungen ihr Gebiet. (de)
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  • Während der letzten Eiszeit ließ die Vergletscherung der Hochgebirgsregionen keine menschliche Besiedlung zu. In der vor-agrarischen Phase (ca. 6000 bis 3000 v. Chr.) lässt sich in einer vielleicht 9 bis 12 ha großen Ausgrabungsfläche bei Sica Sica bei La Paz, in 3.831 m Höhe, eine jungsteinzeitliche Kultur nachweisen, die Viscachani-Kultur. Zwischen 2500 und 1500 v. Chr. entwickelten die Bewohner Techniken der Textilherstellung und der Keramik. Gegen 1500 v. Chr. lässt sich erstmals Kupfer nachweisen. (de)
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  • Geschichte Boliviens (de)
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