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- Geert Mak gehört zum Typus des dokumentarischen Schriftstellers, der in Deutschland leider kaum noch vorkommt. Der Form der Reportage ist Maks Literatur dadurch überlegen, dass er immer wieder Erkundungsgänge in Überlieferungen, Mythen, Bücher oder Filme einflicht. Auf diese Weise bohrt er sich in die Wirklichkeit, und die legt die Triebkräfte frei, aus denen sie erwächst. Außerdem ist seine Erzählkunst zuweilen anrührend wie ein Spiritual. Geert Mak zu lesen zeigt, dass wir der Literatur auch heute noch existenziell bedürfen, nämlich dann, wenn sie unsere gewohnte Sicht heftig durcheinanderwirbelt und uns sagen hilft, was uns umgibt.
- Mak schildert die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht nur ausgewogen und einfühlsam, es gelingt ihm außerdem, die amerikanische Geschichte gleichermaßen anschaulich und lebendig werden zu lassen […].
- Geschickt verwebt Mak den roten Faden von Steinbecks Route mit einer Vielzahl von historischen Exkursen, soziologischen Analysen, biografischen Skizzen und persönlichen Anekdoten zu einem dichten Panorama der großen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungslinien der USA. […] So ist Maks stellenweise ausuferndes Buch gleich dreierlei: einfühlsames Portrait von John Steinbeck, mitreißende Reisereportage und ebenso differenziertes wie scharf gezeichnetes, von vielen Fakten untermauertes Psychogramm der USA. Zusammengenommen ergibt das eine wunderbar erzählte Einführung in Geschichte und Gegenwart dieser ewig jungen, unfertigen Nation und ihrer so widersprüchlichen Mentalität.
- Das Buch besticht durch die Virtuosität und Leidenschaft, mit der der Autor es auf knapp 600 äußerst kurzweiligen Seiten versteht, verschiedene Erzählstränge und -schichten, gegenwartsdiagnostische Beobachtungen, Gespräche und Analysen mit historischen Rekonstruktionen ineinanderzuweben.
- Eine kühle Analyse ist ihm angesichts der eigenen Erregung gründlich misslungen, und die wütende Polemik zur Rettung eines längst begrabenen multikulturellen Traumes, die immer wieder durchscheint, bringt die Niederlande auch nicht voran. Dennoch bleibt „Der Mord an Theo van Gogh“ lesenswert. Nicht als Analyse einer „moralischen Panik“, sondern als Innenansicht aus einem Land im zumindest geistigen Ausnahmezustand.
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