Das Gebet im Judentum (hebräisch תְּפִלָּה‎ tefillah [tefiˈla]; Plural hebräisch תְּפִלּוֹת‎ tefillos oder tefillot [tefiˈlot]; jiddisch תּפֿלה‎ tfile [ˈtfɪlə], Plural jiddisch תּפֿלות‎ tfilles [ˈtfɪləs]; Yinglish: davening /ˈdɑːvənɪŋ/ von jiddisch דאַוונען‎ daven ‘beten’) umfasst die Rezitationen von Gebeten und die traditionellen jüdischen Meditationsweisen, die Teil der religiösen Regeln des rabbinischen Judentums sind. Die Gebete, die oft mit Anweisungen und Kommentaren versehen sind, finden sich im Siddur, dem traditionellen jüdischen Gebetbuch. Wenn der Talmud tefillah erwähnt, ist damit das Achtzehnbittengebet gemeint.

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  • Das Gebet im Judentum (hebräisch תְּפִלָּה‎ tefillah [tefiˈla]; Plural hebräisch תְּפִלּוֹת‎ tefillos oder tefillot [tefiˈlot]; jiddisch תּפֿלה‎ tfile [ˈtfɪlə], Plural jiddisch תּפֿלות‎ tfilles [ˈtfɪləs]; Yinglish: davening /ˈdɑːvənɪŋ/ von jiddisch דאַוונען‎ daven ‘beten’) umfasst die Rezitationen von Gebeten und die traditionellen jüdischen Meditationsweisen, die Teil der religiösen Regeln des rabbinischen Judentums sind. Die Gebete, die oft mit Anweisungen und Kommentaren versehen sind, finden sich im Siddur, dem traditionellen jüdischen Gebetbuch. Wenn der Talmud tefillah erwähnt, ist damit das Achtzehnbittengebet gemeint. Gebet – als ein „Herzensdienst“– ist grundsätzlich betrachtet ein auf der Tora beruhendes Gebot. Es ist für Männer wie Frauen in gleicher Weise verbindlich. Jüdische Männer sind verpflichtet drei Mal am Tag das Achtzehnbittengebet zu beten und dabei bestimmte Zeitspannen (zmanim) zu beachten. Frauen dagegen sind nach Meinung einiger Posekim (Dezisoren) nur einmal, nach anderer Meinung zweimal am Tag verpflichtet, die tefillah zu beten. Seit der Zeit des zweiten Jerusalemer Tempels werden drei Gebete am Tag gebetet: 1. * Das Morgengebet: Schacharit oder Schaharit (שַחֲרִת), von hebr. schachar oder schahar (שַחָר) „Morgenlicht“. 2. * Mittagsgebet (Nachmittagsgebet): Mincha oder Minha (מִנְחָה). Es wird nach dem Mehl benannt, das bei den Opfern im Jerusalemer Tempel benutzt wurde. 3. * Zusätzliches Gebet Arvit (עַרְבִית, „vom Abend“) oder Ma’ariv (מַעֲרִיב, „die Nacht bringend“), von „Einbruch der Nacht“. Weitere Gebete sind: * Musaf (מוּסָף, „zusätzlich“), das von orthodoxen und konservativen Gemeinden am Sabbat rezitiert wird, außerdem an größeren jüdischen Feiertagen (einschließlich Chol HaMoed) und Rosch Chodesch. * Ein fünftes Gebet, Ne’ila (נְעִילָה, „Abschluss“), wird nur an Jom Kippur gebetet. Der Talmud nennt zwei Motive für das dreifache Gebet aus der Lehre der Rabbiner (de-rabbanan) seit der frühen Zeit des zweiten Tempels: zum einen sollen die täglichen Opfer im Tempel in Jerusalem in Erinnerung gerufen werden; zum anderen hat jeder der Patriarchen ein Gebet begründet: Abraham das Morgengebet, Isaak das Mittagsgebet und Jakob das Abendgebet. Der Jerusalemer Talmud stellt fest, dass die Anshei Knesset HaGedola („Die Männer der Großen Versammlung“) die Vorstellung eines regelmäßigen täglichen Gebets anhand der persönlichen Gewohnheiten der Vorväter erkannten und erlernten, so wie sie der Tanach darstellt. Demnach seien drei tägliche Gebete festgelegt worden. Individuelle Gebete werden von Gruppen- oder Gemeindegebeten unterschieden. Gruppengebete setzen eine Mindestgröße voraus, den Minjan. Gruppengebete seien zu bevorzugen, weil sie viele Gebete enthalten, die nicht als individuelle Gebete möglich sind. Maimonides (1135–1204 n. Chr.) teilt mit, dass bis zur Babylonischen Gefangenschaft (586 v.Chr.) alle Juden ihre eigenen Gebete verfasst hätten, nachher dagegen hätten die Weisen der Großen Versammlung den größten Teil der Gebete des Siddur verfasst. Die moderne Forschung seit der Bewegung der „Wissenschaft des Judentums“ im Deutschland des 19. Jahrhunderts wie auch die textkritische Untersuchung, die im 20. Jahrhundert durch die Entdeckung der Schriftrollen des Toten Meeres beeinflusst wurde, lassen vermuten, dass seit dieser Zeit liturgische Festlegungen für die Gemeinde vorlagen, die für bestimmte Anlässe bestimmt waren und unabhängig von Jerusalem und dem Tempel in einem religiösen Zentrum zusammengestellt wurden. Dabei wurden Begriffe und Theorien entwickelt, die später für jüdische wie auch in Einzelfällen für christliche Gebete maßgeblich wurden. Die Sprache der Gebete, die auf die Zeit des Zweiten Tempels verweist (516 v. Chr. – 70 n. Chr.), macht oft Gebrauch von biblischen Ausdrücken und Wendungen. Weitere Gebetbücher entstanden im Mittelalter, während der Epoche der Geonim in Babylonien (6.–11. Jahrhundert n. Chr.). Während der letzten 2000 Jahre sind in der Tradition Varianten der liturgischen Bräuche in den jüdische Gemeinschaften der Aschkenasim, Sephardim, Yemeniten, Eretz Israel und anderen entstanden. Es gab auch in der jüngeren Vergangenheit Neuerungen wie die der Chassiden, Nusach Ari und verschiedener Reformgemeinden des liberalen Judentums. Die Unterschiede sind jedoch im Vergleich zu den Gemeinsamkeiten sehr gering. Der größte Teil der jüdischen Liturgie wird zu den traditionellen Melodien oder Tropen gesungen oder rezitiert. Synagogen können einen Laienkantor oder einen ausgebildeten Kantor (hazzan) ernennen, der die Gemeinde beim Gebet anleitet, besonders am Sabbat oder an religiösen Feiertagen. (de)
  • Das Gebet im Judentum (hebräisch תְּפִלָּה‎ tefillah [tefiˈla]; Plural hebräisch תְּפִלּוֹת‎ tefillos oder tefillot [tefiˈlot]; jiddisch תּפֿלה‎ tfile [ˈtfɪlə], Plural jiddisch תּפֿלות‎ tfilles [ˈtfɪləs]; Yinglish: davening /ˈdɑːvənɪŋ/ von jiddisch דאַוונען‎ daven ‘beten’) umfasst die Rezitationen von Gebeten und die traditionellen jüdischen Meditationsweisen, die Teil der religiösen Regeln des rabbinischen Judentums sind. Die Gebete, die oft mit Anweisungen und Kommentaren versehen sind, finden sich im Siddur, dem traditionellen jüdischen Gebetbuch. Wenn der Talmud tefillah erwähnt, ist damit das Achtzehnbittengebet gemeint. Gebet – als ein „Herzensdienst“– ist grundsätzlich betrachtet ein auf der Tora beruhendes Gebot. Es ist für Männer wie Frauen in gleicher Weise verbindlich. Jüdische Männer sind verpflichtet drei Mal am Tag das Achtzehnbittengebet zu beten und dabei bestimmte Zeitspannen (zmanim) zu beachten. Frauen dagegen sind nach Meinung einiger Posekim (Dezisoren) nur einmal, nach anderer Meinung zweimal am Tag verpflichtet, die tefillah zu beten. Seit der Zeit des zweiten Jerusalemer Tempels werden drei Gebete am Tag gebetet: 1. * Das Morgengebet: Schacharit oder Schaharit (שַחֲרִת), von hebr. schachar oder schahar (שַחָר) „Morgenlicht“. 2. * Mittagsgebet (Nachmittagsgebet): Mincha oder Minha (מִנְחָה). Es wird nach dem Mehl benannt, das bei den Opfern im Jerusalemer Tempel benutzt wurde. 3. * Zusätzliches Gebet Arvit (עַרְבִית, „vom Abend“) oder Ma’ariv (מַעֲרִיב, „die Nacht bringend“), von „Einbruch der Nacht“. Weitere Gebete sind: * Musaf (מוּסָף, „zusätzlich“), das von orthodoxen und konservativen Gemeinden am Sabbat rezitiert wird, außerdem an größeren jüdischen Feiertagen (einschließlich Chol HaMoed) und Rosch Chodesch. * Ein fünftes Gebet, Ne’ila (נְעִילָה, „Abschluss“), wird nur an Jom Kippur gebetet. Der Talmud nennt zwei Motive für das dreifache Gebet aus der Lehre der Rabbiner (de-rabbanan) seit der frühen Zeit des zweiten Tempels: zum einen sollen die täglichen Opfer im Tempel in Jerusalem in Erinnerung gerufen werden; zum anderen hat jeder der Patriarchen ein Gebet begründet: Abraham das Morgengebet, Isaak das Mittagsgebet und Jakob das Abendgebet. Der Jerusalemer Talmud stellt fest, dass die Anshei Knesset HaGedola („Die Männer der Großen Versammlung“) die Vorstellung eines regelmäßigen täglichen Gebets anhand der persönlichen Gewohnheiten der Vorväter erkannten und erlernten, so wie sie der Tanach darstellt. Demnach seien drei tägliche Gebete festgelegt worden. Individuelle Gebete werden von Gruppen- oder Gemeindegebeten unterschieden. Gruppengebete setzen eine Mindestgröße voraus, den Minjan. Gruppengebete seien zu bevorzugen, weil sie viele Gebete enthalten, die nicht als individuelle Gebete möglich sind. Maimonides (1135–1204 n. Chr.) teilt mit, dass bis zur Babylonischen Gefangenschaft (586 v.Chr.) alle Juden ihre eigenen Gebete verfasst hätten, nachher dagegen hätten die Weisen der Großen Versammlung den größten Teil der Gebete des Siddur verfasst. Die moderne Forschung seit der Bewegung der „Wissenschaft des Judentums“ im Deutschland des 19. Jahrhunderts wie auch die textkritische Untersuchung, die im 20. Jahrhundert durch die Entdeckung der Schriftrollen des Toten Meeres beeinflusst wurde, lassen vermuten, dass seit dieser Zeit liturgische Festlegungen für die Gemeinde vorlagen, die für bestimmte Anlässe bestimmt waren und unabhängig von Jerusalem und dem Tempel in einem religiösen Zentrum zusammengestellt wurden. Dabei wurden Begriffe und Theorien entwickelt, die später für jüdische wie auch in Einzelfällen für christliche Gebete maßgeblich wurden. Die Sprache der Gebete, die auf die Zeit des Zweiten Tempels verweist (516 v. Chr. – 70 n. Chr.), macht oft Gebrauch von biblischen Ausdrücken und Wendungen. Weitere Gebetbücher entstanden im Mittelalter, während der Epoche der Geonim in Babylonien (6.–11. Jahrhundert n. Chr.). Während der letzten 2000 Jahre sind in der Tradition Varianten der liturgischen Bräuche in den jüdische Gemeinschaften der Aschkenasim, Sephardim, Yemeniten, Eretz Israel und anderen entstanden. Es gab auch in der jüngeren Vergangenheit Neuerungen wie die der Chassiden, Nusach Ari und verschiedener Reformgemeinden des liberalen Judentums. Die Unterschiede sind jedoch im Vergleich zu den Gemeinsamkeiten sehr gering. Der größte Teil der jüdischen Liturgie wird zu den traditionellen Melodien oder Tropen gesungen oder rezitiert. Synagogen können einen Laienkantor oder einen ausgebildeten Kantor (hazzan) ernennen, der die Gemeinde beim Gebet anleitet, besonders am Sabbat oder an religiösen Feiertagen. (de)
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  • Das Gebet im Judentum (hebräisch תְּפִלָּה‎ tefillah [tefiˈla]; Plural hebräisch תְּפִלּוֹת‎ tefillos oder tefillot [tefiˈlot]; jiddisch תּפֿלה‎ tfile [ˈtfɪlə], Plural jiddisch תּפֿלות‎ tfilles [ˈtfɪləs]; Yinglish: davening /ˈdɑːvənɪŋ/ von jiddisch דאַוונען‎ daven ‘beten’) umfasst die Rezitationen von Gebeten und die traditionellen jüdischen Meditationsweisen, die Teil der religiösen Regeln des rabbinischen Judentums sind. Die Gebete, die oft mit Anweisungen und Kommentaren versehen sind, finden sich im Siddur, dem traditionellen jüdischen Gebetbuch. Wenn der Talmud tefillah erwähnt, ist damit das Achtzehnbittengebet gemeint. (de)
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