Unter dem Dachbegriff galante Poesie wird in der modernen Literaturwissenschaft in erster Linie ein Teil der deutschsprachigen Gedichtproduktion des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zusammengefasst, der sich vor allem durch eine besondere Freizügigkeit und erotische Doppeldeutigkeiten auszeichnet. Seltener werden auch Nachahmungsdichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts unter den Begriff gebracht. Die heutige Etikettierung geht (anders etwa als das Sprechen von „Barocklyrik“) durchaus auf Urteilsstrukturen des 17. und 18. Jahrhunderts zurück. Die Kriterien haben sich dabei jedoch zum Teil erheblich verschoben. Der Blick auf erotische Inhalte wurde in der Literaturwissenschaft verstärkt. Eine galante Epoche passte im deutschsprachigen Raum in ein Epochenkonzept, das für das 17. Jahrhund

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  • Unter dem Dachbegriff galante Poesie wird in der modernen Literaturwissenschaft in erster Linie ein Teil der deutschsprachigen Gedichtproduktion des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zusammengefasst, der sich vor allem durch eine besondere Freizügigkeit und erotische Doppeldeutigkeiten auszeichnet. Seltener werden auch Nachahmungsdichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts unter den Begriff gebracht. Die heutige Etikettierung geht (anders etwa als das Sprechen von „Barocklyrik“) durchaus auf Urteilsstrukturen des 17. und 18. Jahrhunderts zurück. Die Kriterien haben sich dabei jedoch zum Teil erheblich verschoben. Der Blick auf erotische Inhalte wurde in der Literaturwissenschaft verstärkt. Eine galante Epoche passte im deutschsprachigen Raum in ein Epochenkonzept, das für das 17. Jahrhundert ein Barock mit festen Regeln, deutlicher Rhetorik und hohem stilistischen Anspruch gegenüber der Aufklärung als einer Zeit neuer, jetzt bürgerlicher Moral und rationaler Vorstellungen etablierte. Die Bewertung von Gedichten als „galant“ war im 17. und 18. Jahrhundert kein rein deutsches Phänomen. Auch hier schuf der Versuch, eine deutsche Epoche zu bilden, eine eigene Wahrnehmung der galanten Poesie als primär deutscher Produktion. Vergleichbare Lyrik wird im Englischen traditionell der Stuart-Restauration unter Karl II. zugeschrieben und damit deutlicher politisch verortet. (de)
  • Unter dem Dachbegriff galante Poesie wird in der modernen Literaturwissenschaft in erster Linie ein Teil der deutschsprachigen Gedichtproduktion des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zusammengefasst, der sich vor allem durch eine besondere Freizügigkeit und erotische Doppeldeutigkeiten auszeichnet. Seltener werden auch Nachahmungsdichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts unter den Begriff gebracht. Die heutige Etikettierung geht (anders etwa als das Sprechen von „Barocklyrik“) durchaus auf Urteilsstrukturen des 17. und 18. Jahrhunderts zurück. Die Kriterien haben sich dabei jedoch zum Teil erheblich verschoben. Der Blick auf erotische Inhalte wurde in der Literaturwissenschaft verstärkt. Eine galante Epoche passte im deutschsprachigen Raum in ein Epochenkonzept, das für das 17. Jahrhundert ein Barock mit festen Regeln, deutlicher Rhetorik und hohem stilistischen Anspruch gegenüber der Aufklärung als einer Zeit neuer, jetzt bürgerlicher Moral und rationaler Vorstellungen etablierte. Die Bewertung von Gedichten als „galant“ war im 17. und 18. Jahrhundert kein rein deutsches Phänomen. Auch hier schuf der Versuch, eine deutsche Epoche zu bilden, eine eigene Wahrnehmung der galanten Poesie als primär deutscher Produktion. Vergleichbare Lyrik wird im Englischen traditionell der Stuart-Restauration unter Karl II. zugeschrieben und damit deutlicher politisch verortet. (de)
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  • Unter dem Dachbegriff galante Poesie wird in der modernen Literaturwissenschaft in erster Linie ein Teil der deutschsprachigen Gedichtproduktion des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zusammengefasst, der sich vor allem durch eine besondere Freizügigkeit und erotische Doppeldeutigkeiten auszeichnet. Seltener werden auch Nachahmungsdichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts unter den Begriff gebracht. Die heutige Etikettierung geht (anders etwa als das Sprechen von „Barocklyrik“) durchaus auf Urteilsstrukturen des 17. und 18. Jahrhunderts zurück. Die Kriterien haben sich dabei jedoch zum Teil erheblich verschoben. Der Blick auf erotische Inhalte wurde in der Literaturwissenschaft verstärkt. Eine galante Epoche passte im deutschsprachigen Raum in ein Epochenkonzept, das für das 17. Jahrhund (de)
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  • Galante Poesie (de)
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