Elsbeth Greisinger, verheiratete Weichmann, kam aus einer protestantischen Familie im überwiegend katholischen Mähren. Ihr Vater war der Brünner Sparkassendirektor Richard Greisinger und ihre Mutter Theresa Greisinger. Sie wurde als dritte von vier Töchtern geboren. Sie wuchs in dem Bewusstsein auf, einer Minorität anzugehören und wurde dazu erzogen, andere Minderheiten zu achten. Die Familie hatte auch aus diesem Grund gute Kontakte zu den jüdischen Bewohnern Brünns. Im Gegensatz zu ihren Eltern war sie zweisprachig aufgewachsen und sprach neben ihrer deutschen Muttersprache fließend Tschechisch. Das Klima in der Familie war bürgerlich-liberal, aber in keiner Form parteipolitisch geprägt.

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  • Elsbeth Greisinger, verheiratete Weichmann, kam aus einer protestantischen Familie im überwiegend katholischen Mähren. Ihr Vater war der Brünner Sparkassendirektor Richard Greisinger und ihre Mutter Theresa Greisinger. Sie wurde als dritte von vier Töchtern geboren. Sie wuchs in dem Bewusstsein auf, einer Minorität anzugehören und wurde dazu erzogen, andere Minderheiten zu achten. Die Familie hatte auch aus diesem Grund gute Kontakte zu den jüdischen Bewohnern Brünns. Im Gegensatz zu ihren Eltern war sie zweisprachig aufgewachsen und sprach neben ihrer deutschen Muttersprache fließend Tschechisch. Das Klima in der Familie war bürgerlich-liberal, aber in keiner Form parteipolitisch geprägt. Elsbeth Greisinger kam auf das Mädchenlyzeum und dort erstmals mit 17 Jahren in den Kontakt mit marxistischer Literatur. Sie hatte guten Kontakt zu dem Lateinlehrer, der ihr durch Gespräche und Literatur den Zugang zum sozialistischen Gedankengut ebnete und ihr nach ihren eigenen Angaben den „intellektuellen Background“ für ihre weitere Entwicklung gab. 1918 wurde sie nach ihrem Abitur Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP) und später in Deutschland der SPD. Der Vorsitzende der Sozialdemokraten in Brünn und zudem ein Freund der Familie Greisinger war Emil Czech. Emil Czech wurde 1920 ins erste Parlament der neugegründeten ČSR gewählt, und ab 1926 übernahm er den Posten als Minister für Soziale Angelegenheiten. Er nahm sie in die Partei auf, versprach aber, die Mitgliedschaft geheim zu halten. Nachdem ihre Mutter von dem Eintritt ihrer Tochter in die Partei erfuhr, gestand sie, dass sie selbst auch Mitglied war. Am 7. Oktober 1918 schrieb Elsbeth Greisinger sich in der Deutschen Technischen Hochschule ihres Geburtsortes als außerordentliche Hörerin ein. Es ist nicht bekannt, ob sie je eine Vorlesung besucht hat. Bereits ein Jahr später wechselte sie ihren Studienort, ging nach Frankfurt am Main und erlebte dort den Kapp-Putsch. In Frankfurt war dieser harmloser als an vielen anderen Orten, blieb aber auch für sie wie für viele andere Demokraten ein einschneidendes Erlebnis. Nach nur wenigen Semestern ging sie für ein Semester nach Kiel und dann für ein weiteres nach Köln. Zwischenzeitlich legte sie auch ein Freisemester ein, um im Oktober 1921 zum Wintersemester wieder nach Frankfurt zurückzukehren. Obgleich sie bis März 1923 in Frankfurt eingeschrieben war, lebte sie die meiste Zeit in Wien bei ihrer Schwester, der späteren Widerstandskämpferin Gertrude Greisinger (1895–1992). Durch ihre Schwester lernt Elsbeth Greisinger unter anderem den Abgeordneten des österreichischen Nationalrates Julius Deutsch und andere Mitglieder der sozialistischen Szene kennen. 1923 zog sie nach Graz zu ihrer Großmutter und nahm ihr Studium an der Karl-Franzens-Universität auf. Erstmals stand für sie nun das Studium und nicht die politische Aktivität im Vordergrund. Sie besuchte Vorlesungen unter anderem in den Fächern Wirtschaftsgeschichte, Volkswirtschaft, Allgemeine und vergleichende Statistik, Österreichische Sozialversicherung und Völkerrecht. Die Politiktheorie ließ sie aber nie aus den Augen und sie bildete sich auch außeruniversitär weiter. Ihre großen Leidenschaften waren die Oktoberrevolution und der Leninismus, welche auch ihre Dissertation beeinflussten. 1926 promovierte sie zur Diplom-Volkswirtin in Graz im Bereich der Politischen Wissenschaften. Das Thema ihrer Dissertationsarbeit war „Der Leninismus als Theorie der sozialen Befreiungsbewegung in seinen historischen Grundlagen.“ Die Dissertation wurde nur knapp und gegen die Stimme des Dekans angenommen. Nach dem Studium arbeitet sie als Statistikerin bei der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger. 1928 heiratete sie den späteren Ersten Bürgermeister von Hamburg Herbert Weichmann. Die beiden hatten sich während der Studentenzeit in Frankfurt kennengelernt. Elsbeth Greisinger war dort von Juni 1919 bis April 1920 immatrikuliert und besuchte wie Herbert Weichmann Seminare der Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät. Zudem trafen sie sich in der „Sozialistischen Studentengruppe“ der Universität und bei den Vorlesungen des von beiden verehrten Franz Oppenheimer. Zu dieser Zeit wurden sie ein Paar, gingen aber weiterhin in ihrer akademischen Laufbahn verschiedene Wege. (de)
  • Elsbeth Greisinger, verheiratete Weichmann, kam aus einer protestantischen Familie im überwiegend katholischen Mähren. Ihr Vater war der Brünner Sparkassendirektor Richard Greisinger und ihre Mutter Theresa Greisinger. Sie wurde als dritte von vier Töchtern geboren. Sie wuchs in dem Bewusstsein auf, einer Minorität anzugehören und wurde dazu erzogen, andere Minderheiten zu achten. Die Familie hatte auch aus diesem Grund gute Kontakte zu den jüdischen Bewohnern Brünns. Im Gegensatz zu ihren Eltern war sie zweisprachig aufgewachsen und sprach neben ihrer deutschen Muttersprache fließend Tschechisch. Das Klima in der Familie war bürgerlich-liberal, aber in keiner Form parteipolitisch geprägt. Elsbeth Greisinger kam auf das Mädchenlyzeum und dort erstmals mit 17 Jahren in den Kontakt mit marxistischer Literatur. Sie hatte guten Kontakt zu dem Lateinlehrer, der ihr durch Gespräche und Literatur den Zugang zum sozialistischen Gedankengut ebnete und ihr nach ihren eigenen Angaben den „intellektuellen Background“ für ihre weitere Entwicklung gab. 1918 wurde sie nach ihrem Abitur Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP) und später in Deutschland der SPD. Der Vorsitzende der Sozialdemokraten in Brünn und zudem ein Freund der Familie Greisinger war Emil Czech. Emil Czech wurde 1920 ins erste Parlament der neugegründeten ČSR gewählt, und ab 1926 übernahm er den Posten als Minister für Soziale Angelegenheiten. Er nahm sie in die Partei auf, versprach aber, die Mitgliedschaft geheim zu halten. Nachdem ihre Mutter von dem Eintritt ihrer Tochter in die Partei erfuhr, gestand sie, dass sie selbst auch Mitglied war. Am 7. Oktober 1918 schrieb Elsbeth Greisinger sich in der Deutschen Technischen Hochschule ihres Geburtsortes als außerordentliche Hörerin ein. Es ist nicht bekannt, ob sie je eine Vorlesung besucht hat. Bereits ein Jahr später wechselte sie ihren Studienort, ging nach Frankfurt am Main und erlebte dort den Kapp-Putsch. In Frankfurt war dieser harmloser als an vielen anderen Orten, blieb aber auch für sie wie für viele andere Demokraten ein einschneidendes Erlebnis. Nach nur wenigen Semestern ging sie für ein Semester nach Kiel und dann für ein weiteres nach Köln. Zwischenzeitlich legte sie auch ein Freisemester ein, um im Oktober 1921 zum Wintersemester wieder nach Frankfurt zurückzukehren. Obgleich sie bis März 1923 in Frankfurt eingeschrieben war, lebte sie die meiste Zeit in Wien bei ihrer Schwester, der späteren Widerstandskämpferin Gertrude Greisinger (1895–1992). Durch ihre Schwester lernt Elsbeth Greisinger unter anderem den Abgeordneten des österreichischen Nationalrates Julius Deutsch und andere Mitglieder der sozialistischen Szene kennen. 1923 zog sie nach Graz zu ihrer Großmutter und nahm ihr Studium an der Karl-Franzens-Universität auf. Erstmals stand für sie nun das Studium und nicht die politische Aktivität im Vordergrund. Sie besuchte Vorlesungen unter anderem in den Fächern Wirtschaftsgeschichte, Volkswirtschaft, Allgemeine und vergleichende Statistik, Österreichische Sozialversicherung und Völkerrecht. Die Politiktheorie ließ sie aber nie aus den Augen und sie bildete sich auch außeruniversitär weiter. Ihre großen Leidenschaften waren die Oktoberrevolution und der Leninismus, welche auch ihre Dissertation beeinflussten. 1926 promovierte sie zur Diplom-Volkswirtin in Graz im Bereich der Politischen Wissenschaften. Das Thema ihrer Dissertationsarbeit war „Der Leninismus als Theorie der sozialen Befreiungsbewegung in seinen historischen Grundlagen.“ Die Dissertation wurde nur knapp und gegen die Stimme des Dekans angenommen. Nach dem Studium arbeitet sie als Statistikerin bei der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger. 1928 heiratete sie den späteren Ersten Bürgermeister von Hamburg Herbert Weichmann. Die beiden hatten sich während der Studentenzeit in Frankfurt kennengelernt. Elsbeth Greisinger war dort von Juni 1919 bis April 1920 immatrikuliert und besuchte wie Herbert Weichmann Seminare der Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät. Zudem trafen sie sich in der „Sozialistischen Studentengruppe“ der Universität und bei den Vorlesungen des von beiden verehrten Franz Oppenheimer. Zu dieser Zeit wurden sie ein Paar, gingen aber weiterhin in ihrer akademischen Laufbahn verschiedene Wege. (de)
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  • Elsbeth Greisinger, verheiratete Weichmann, kam aus einer protestantischen Familie im überwiegend katholischen Mähren. Ihr Vater war der Brünner Sparkassendirektor Richard Greisinger und ihre Mutter Theresa Greisinger. Sie wurde als dritte von vier Töchtern geboren. Sie wuchs in dem Bewusstsein auf, einer Minorität anzugehören und wurde dazu erzogen, andere Minderheiten zu achten. Die Familie hatte auch aus diesem Grund gute Kontakte zu den jüdischen Bewohnern Brünns. Im Gegensatz zu ihren Eltern war sie zweisprachig aufgewachsen und sprach neben ihrer deutschen Muttersprache fließend Tschechisch. Das Klima in der Familie war bürgerlich-liberal, aber in keiner Form parteipolitisch geprägt. (de)
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