Edgar Faure (* 18. August 1908 in Béziers; † 30. März 1988 in Paris) war ein französischer Politiker. Er studierte in Paris Rechtswissenschaft und war mit 21 Jahren der zu dieser Zeit jüngste Anwalt in Frankreich. Sein Engagement in der Politik startete er in den Reihen der linksbürgerlich-antiklerikalen Radikalen Partei (Parti républicain, radical et radical-socialiste), der führenden Partei der Dritten Republik, die zwischen 1900 und 1940 die Mehrzahl der Ministerpräsidenten stellte. Faure starb im Alter von 79 Jahren in Paris und wurde dort auf dem Cimetière de Passy bestattet.

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  • Edgar Faure (* 18. August 1908 in Béziers; † 30. März 1988 in Paris) war ein französischer Politiker. Er studierte in Paris Rechtswissenschaft und war mit 21 Jahren der zu dieser Zeit jüngste Anwalt in Frankreich. Sein Engagement in der Politik startete er in den Reihen der linksbürgerlich-antiklerikalen Radikalen Partei (Parti républicain, radical et radical-socialiste), der führenden Partei der Dritten Republik, die zwischen 1900 und 1940 die Mehrzahl der Ministerpräsidenten stellte. Während des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Okkupation schloss sich Faure der Résistance an und floh 1942 nach Algier in das Hauptquartier von General Charles de Gaulle, der ihn zum Chef des Service législatif der Gouvernement provisoire de la République Française (GPRF) machte. 1945 wurde er der französische Ankläger beim Nürnberger Prozess. 1946 wurde Faure als Mitglied des Parti radical in die Konstituierende Nationalversammlung der Vierten Republik gewählt. Nach der Bildung einer Dreierkoalition aus Sozialisten (SFIO), Kommunisten (PCF) und der christlich-demokratisch orientierten "Volksrepublikanischen Bewegung" (MRP) befanden sich die Radikalen zunächst in einer Außenseiterposition. Als die Kommunisten 1947 aus der Regierung gedrängt wurden, konnten die Radikalen trotz sinkender Popularität und einem Stimmenanteil von weniger als 10 Prozent oft eine überproportional wichtige Rolle bei der Bildung der französischen Regierungen spielen, da keine der anderen Gruppierungen in der Lage war, eine klare Mehrheit zu erlangen. Faure war der Anführer des konservativeren Flügels der Partei, dem der linke Flügel unter Pierre Mendès-France entgegenstand. Edgar Faure war 1952 und 1955 bis 1956 zwei Mal Ministerpräsident (Président du Conseil). Im politischen Alltag nannte man Faure „la girouette“ (die Wetterfahne). Ende 1955 schlug er dem Staatspräsidenten René Coty die Auflösung der Nationalversammlung vor und ging ein Wahlbündnis mit der Rechten ein, worauf er auf Betreiben von Mendès-France aus der Radikalen Partei ausgeschlossen wurde, die nach den Wahlen eine Koalition mit den Sozialisten unter Guy Mollet bildete. Mit der Zeit näherte er sich politisch de Gaulle an, der ihn 1963 auf eine inoffizielle Mission in die Volksrepublik China schickte, um die Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen Paris und Peking 1964 vorzubereiten. Als Radikaler in der Vierten Republik endete er als Gaullist in der 1958 errichteten Fünften. 1966 wurde er Landwirtschaftsminister, nach den Mai-Unruhen 1968 vertraute ihm General de Gaulle das schwierige Amt des Erziehungsministers an. Von 1973 bis 1978 bekleidete Faure das Amt des Präsidenten der Nationalversammlung, von 1979 bis 1984 gehörte er dem ersten gewählten Europäischen Parlament an. Faure starb im Alter von 79 Jahren in Paris und wurde dort auf dem Cimetière de Passy bestattet. (de)
  • Edgar Faure (* 18. August 1908 in Béziers; † 30. März 1988 in Paris) war ein französischer Politiker. Er studierte in Paris Rechtswissenschaft und war mit 21 Jahren der zu dieser Zeit jüngste Anwalt in Frankreich. Sein Engagement in der Politik startete er in den Reihen der linksbürgerlich-antiklerikalen Radikalen Partei (Parti républicain, radical et radical-socialiste), der führenden Partei der Dritten Republik, die zwischen 1900 und 1940 die Mehrzahl der Ministerpräsidenten stellte. Während des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Okkupation schloss sich Faure der Résistance an und floh 1942 nach Algier in das Hauptquartier von General Charles de Gaulle, der ihn zum Chef des Service législatif der Gouvernement provisoire de la République Française (GPRF) machte. 1945 wurde er der französische Ankläger beim Nürnberger Prozess. 1946 wurde Faure als Mitglied des Parti radical in die Konstituierende Nationalversammlung der Vierten Republik gewählt. Nach der Bildung einer Dreierkoalition aus Sozialisten (SFIO), Kommunisten (PCF) und der christlich-demokratisch orientierten "Volksrepublikanischen Bewegung" (MRP) befanden sich die Radikalen zunächst in einer Außenseiterposition. Als die Kommunisten 1947 aus der Regierung gedrängt wurden, konnten die Radikalen trotz sinkender Popularität und einem Stimmenanteil von weniger als 10 Prozent oft eine überproportional wichtige Rolle bei der Bildung der französischen Regierungen spielen, da keine der anderen Gruppierungen in der Lage war, eine klare Mehrheit zu erlangen. Faure war der Anführer des konservativeren Flügels der Partei, dem der linke Flügel unter Pierre Mendès-France entgegenstand. Edgar Faure war 1952 und 1955 bis 1956 zwei Mal Ministerpräsident (Président du Conseil). Im politischen Alltag nannte man Faure „la girouette“ (die Wetterfahne). Ende 1955 schlug er dem Staatspräsidenten René Coty die Auflösung der Nationalversammlung vor und ging ein Wahlbündnis mit der Rechten ein, worauf er auf Betreiben von Mendès-France aus der Radikalen Partei ausgeschlossen wurde, die nach den Wahlen eine Koalition mit den Sozialisten unter Guy Mollet bildete. Mit der Zeit näherte er sich politisch de Gaulle an, der ihn 1963 auf eine inoffizielle Mission in die Volksrepublik China schickte, um die Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen Paris und Peking 1964 vorzubereiten. Als Radikaler in der Vierten Republik endete er als Gaullist in der 1958 errichteten Fünften. 1966 wurde er Landwirtschaftsminister, nach den Mai-Unruhen 1968 vertraute ihm General de Gaulle das schwierige Amt des Erziehungsministers an. Von 1973 bis 1978 bekleidete Faure das Amt des Präsidenten der Nationalversammlung, von 1979 bis 1984 gehörte er dem ersten gewählten Europäischen Parlament an. Faure starb im Alter von 79 Jahren in Paris und wurde dort auf dem Cimetière de Passy bestattet. (de)
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  • Edgar Faure (* 18. August 1908 in Béziers; † 30. März 1988 in Paris) war ein französischer Politiker. Er studierte in Paris Rechtswissenschaft und war mit 21 Jahren der zu dieser Zeit jüngste Anwalt in Frankreich. Sein Engagement in der Politik startete er in den Reihen der linksbürgerlich-antiklerikalen Radikalen Partei (Parti républicain, radical et radical-socialiste), der führenden Partei der Dritten Republik, die zwischen 1900 und 1940 die Mehrzahl der Ministerpräsidenten stellte. Faure starb im Alter von 79 Jahren in Paris und wurde dort auf dem Cimetière de Passy bestattet. (de)
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