Berliner Schule ist eine Stilrichtung der Elektronischen Musik, die sich Mitte der 1970er-Jahre in Deutschland entwickelte. Der Name entstand durch den Hauptwirkungsort der Vertreter dieser Stilrichtung – Berlin (West). Wichtig für das Entstehen der Berliner Schule für elektronische Musik ist das von dem Schweizer Komponisten Thomas Kessler geleitete Elektronik Beat Studio Berlin in der Pfalzburger Straße 32, später in der Halensee-Grundschule in der Joachim-Friedrich-Straße. Hier probten diverse Gruppen wie Agitation Free, Ash Ra Tempel und zu Beginn auch Tangerine Dream.

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  • Berliner Schule ist eine Stilrichtung der Elektronischen Musik, die sich Mitte der 1970er-Jahre in Deutschland entwickelte. Der Name entstand durch den Hauptwirkungsort der Vertreter dieser Stilrichtung – Berlin (West). Bekannte Vertreter waren in Berlin ansässige Künstler wie Klaus Schulze, Tangerine Dream und Günter Schickert sowie Bands wie Ash Ra Tempel (Ashra), Agitation Free mit Lutz Ludwig Kramer, Manuel Göttsching oder auch Michael Hoenig. Der Stil zeichnet sich durch lange Stücke, sich wiederholende, dabei aber kontinuierlich modifizierten Strukturen (Sequenzen) und ausgeprägte Soli aus. Hauptstilmerkmal ist der Einsatz von Synthesizerklängen und Mellotronsounds. Es werden häufig programmierte Sequenzermuster verwendet, über denen Soli und atmosphärische Sounds improvisiert werden. Die Musik ist gekennzeichnet durch einen hohen Grad an spontaner Experimentierfreudigkeit während des Spielens, sowie durch Modulation der Klangfarbe, Grundton-Transpositionen und den Einsatz von Effektgeräten (hauptsächlich Delays) auch im metrischen Off. Günter Schickert hat auf den Einsatz von Synthesizern ganz verzichtet und ausschließlich Gitarrenklänge anhand von Effekten manipuliert oder bearbeitet (Samtvogel 1974). Schon 1969 drehte die SFB/Berliner Abendschau, ARD, einen Beitrag über das Beatstudio. Die Kommentare waren fast schon wegweisend über die noch sehr jugendliche Avantgarde Band Agitation free mit seinen Gründungsmitgliedern Ludwig Kramer, später Walpurgis und Christopher Franke, danach 18 Jahre lang Tangerine Dream. „Sie bemühen sich in der Weiterführung des Beat, die sie in der Elektronik sehen“...„Weiter ist das nichts“.Später produzierten Bands wie Nina Hagen, Ideal, Neonbabies oder auch Ramstein ihre ersten Alben hier. Wichtig für das Entstehen der Berliner Schule für elektronische Musik ist das von dem Schweizer Komponisten Thomas Kessler geleitete Elektronik Beat Studio Berlin in der Pfalzburger Straße 32, später in der Halensee-Grundschule in der Joachim-Friedrich-Straße. Hier probten diverse Gruppen wie Agitation Free, Ash Ra Tempel und zu Beginn auch Tangerine Dream. Nicht unwesentlichen Anteil an der sprunghaften Verbreitung von Synthesizern war das allgemeine Technik-Interesse. Immerhin überschlugen sich die Ereignisse und es verging kaum ein Monat ohne spektakuläre Entwicklungen im Bereich der Synthesizer und auch der Heimcomputer. Bezeichnend für die Bedeutung der elektronischen Musik in Berlin war auch die Existenz einer Synthesizer-Schule, die sich über starke Nachfrage freuen durfte. CYBORG-SYNTHESIS-BERLIN nannte sich die Gruppe aus drei Musikern, von denen zwei in 15-stündigen Kursen den Interessenten die Funktionen der Synthesizer erklärten. Etwa zeitgleich gab es beim Sender Freies Berlin die Sendung „Die Steckdose - Computermusik-Musikcomputer“. Verantwortlicher Redakteur war Wolfgang Layer, ein hinreichend durch seine musikalischen Kenntnisse bekannter und beliebter „Radiomann“. Die etwa einstündigen Sendungen wurden regelmäßig ausgestrahlt. Es wurden neue Gruppen/Musiker in Interviews vorgestellt, aber auch ausführliche Geräte-Tests und allgemeine Erläuterungen zur Klangsynthese gesendet. Erstaunlich aber war, dass mehrfach Computerprogramme für den C-64 oder den Sinclair ZX81 über das Radio übertragen wurden, man würde das heute in keinem Sender mehr machen können. Das heißt: bis zu acht Minuten ein schrilles Geräusch (wie beim Fax), mit dem ausschließlich Experten etwas anfangen konnten. In der Sendung wirkte auch häufig CYBORG SYNTHESIS mit. Einige der Testberichte und ein Online-Synthesizerkurs sind bis heute online zu finden. Typisch für die Musik der Berliner Schule ist, zusammengefasst, die Verwendung von mehr oder weniger komplexen Sequenzen, die nur aus wenigen Tönen bestehen, ganz klar als solche zu erkennen sind. Die Sequenzen bilden meist die tonale und rhythmische Grundlage für darüber gelegte Melodien. Sehr oft findet man lange Improvisationen, überhaupt Stücke mit 20 Minuten Länge und mehr. Man fühlt sich teilweise an RAGAS erinnert, obwohl die elektronische Musik sehr viel einfacher aufgebaut ist. Im Gegensatz zu Klaus Schulze verließ Tangerine Dream diesen Stil Anfang der 1980er-Jahre und widmete sich mehr der konventionellen melodiösen Musiksparte. Anfang der 1990er-Jahre blühte der Stil durch Künstler wie Bernd Kistenmacher, Frank Klare, Mario Schönwälder, Thomas Fanger, Detlef Keller, Rainbow Serpent, Uwe Saher, Michael Brückner und weitere wieder auf. Jedoch fristet er heute eher ein Schattendasein und ist bei weitem nicht so populär wie in den 1970er-Jahren. Andere erfolgreiche Interpreten sind Radio Massacre International aus England, Free System Projekt und Gert Emmens aus den Niederlanden sowie The Nightcrawlers aus den USA. Ein weniger bekannter Künstler der Berliner Schule ist Adelbert von Deyen (Atmosphere, 1980). Das Berliner Label Manikin Records und das Eifeler Label SynGate bieten diverse Künstler an, die sich der Berliner Schule auch noch heute verpflichtet fühlen. Viele aus der Berliner Schule entwickelten Ideen wurden in Musikformen wie Trance und Goa Trance aufgegriffen. (de)
  • Berliner Schule ist eine Stilrichtung der Elektronischen Musik, die sich Mitte der 1970er-Jahre in Deutschland entwickelte. Der Name entstand durch den Hauptwirkungsort der Vertreter dieser Stilrichtung – Berlin (West). Bekannte Vertreter waren in Berlin ansässige Künstler wie Klaus Schulze, Tangerine Dream und Günter Schickert sowie Bands wie Ash Ra Tempel (Ashra), Agitation Free mit Lutz Ludwig Kramer, Manuel Göttsching oder auch Michael Hoenig. Der Stil zeichnet sich durch lange Stücke, sich wiederholende, dabei aber kontinuierlich modifizierten Strukturen (Sequenzen) und ausgeprägte Soli aus. Hauptstilmerkmal ist der Einsatz von Synthesizerklängen und Mellotronsounds. Es werden häufig programmierte Sequenzermuster verwendet, über denen Soli und atmosphärische Sounds improvisiert werden. Die Musik ist gekennzeichnet durch einen hohen Grad an spontaner Experimentierfreudigkeit während des Spielens, sowie durch Modulation der Klangfarbe, Grundton-Transpositionen und den Einsatz von Effektgeräten (hauptsächlich Delays) auch im metrischen Off. Günter Schickert hat auf den Einsatz von Synthesizern ganz verzichtet und ausschließlich Gitarrenklänge anhand von Effekten manipuliert oder bearbeitet (Samtvogel 1974). Schon 1969 drehte die SFB/Berliner Abendschau, ARD, einen Beitrag über das Beatstudio. Die Kommentare waren fast schon wegweisend über die noch sehr jugendliche Avantgarde Band Agitation free mit seinen Gründungsmitgliedern Ludwig Kramer, später Walpurgis und Christopher Franke, danach 18 Jahre lang Tangerine Dream. „Sie bemühen sich in der Weiterführung des Beat, die sie in der Elektronik sehen“...„Weiter ist das nichts“.Später produzierten Bands wie Nina Hagen, Ideal, Neonbabies oder auch Ramstein ihre ersten Alben hier. Wichtig für das Entstehen der Berliner Schule für elektronische Musik ist das von dem Schweizer Komponisten Thomas Kessler geleitete Elektronik Beat Studio Berlin in der Pfalzburger Straße 32, später in der Halensee-Grundschule in der Joachim-Friedrich-Straße. Hier probten diverse Gruppen wie Agitation Free, Ash Ra Tempel und zu Beginn auch Tangerine Dream. Nicht unwesentlichen Anteil an der sprunghaften Verbreitung von Synthesizern war das allgemeine Technik-Interesse. Immerhin überschlugen sich die Ereignisse und es verging kaum ein Monat ohne spektakuläre Entwicklungen im Bereich der Synthesizer und auch der Heimcomputer. Bezeichnend für die Bedeutung der elektronischen Musik in Berlin war auch die Existenz einer Synthesizer-Schule, die sich über starke Nachfrage freuen durfte. CYBORG-SYNTHESIS-BERLIN nannte sich die Gruppe aus drei Musikern, von denen zwei in 15-stündigen Kursen den Interessenten die Funktionen der Synthesizer erklärten. Etwa zeitgleich gab es beim Sender Freies Berlin die Sendung „Die Steckdose - Computermusik-Musikcomputer“. Verantwortlicher Redakteur war Wolfgang Layer, ein hinreichend durch seine musikalischen Kenntnisse bekannter und beliebter „Radiomann“. Die etwa einstündigen Sendungen wurden regelmäßig ausgestrahlt. Es wurden neue Gruppen/Musiker in Interviews vorgestellt, aber auch ausführliche Geräte-Tests und allgemeine Erläuterungen zur Klangsynthese gesendet. Erstaunlich aber war, dass mehrfach Computerprogramme für den C-64 oder den Sinclair ZX81 über das Radio übertragen wurden, man würde das heute in keinem Sender mehr machen können. Das heißt: bis zu acht Minuten ein schrilles Geräusch (wie beim Fax), mit dem ausschließlich Experten etwas anfangen konnten. In der Sendung wirkte auch häufig CYBORG SYNTHESIS mit. Einige der Testberichte und ein Online-Synthesizerkurs sind bis heute online zu finden. Typisch für die Musik der Berliner Schule ist, zusammengefasst, die Verwendung von mehr oder weniger komplexen Sequenzen, die nur aus wenigen Tönen bestehen, ganz klar als solche zu erkennen sind. Die Sequenzen bilden meist die tonale und rhythmische Grundlage für darüber gelegte Melodien. Sehr oft findet man lange Improvisationen, überhaupt Stücke mit 20 Minuten Länge und mehr. Man fühlt sich teilweise an RAGAS erinnert, obwohl die elektronische Musik sehr viel einfacher aufgebaut ist. Im Gegensatz zu Klaus Schulze verließ Tangerine Dream diesen Stil Anfang der 1980er-Jahre und widmete sich mehr der konventionellen melodiösen Musiksparte. Anfang der 1990er-Jahre blühte der Stil durch Künstler wie Bernd Kistenmacher, Frank Klare, Mario Schönwälder, Thomas Fanger, Detlef Keller, Rainbow Serpent, Uwe Saher, Michael Brückner und weitere wieder auf. Jedoch fristet er heute eher ein Schattendasein und ist bei weitem nicht so populär wie in den 1970er-Jahren. Andere erfolgreiche Interpreten sind Radio Massacre International aus England, Free System Projekt und Gert Emmens aus den Niederlanden sowie The Nightcrawlers aus den USA. Ein weniger bekannter Künstler der Berliner Schule ist Adelbert von Deyen (Atmosphere, 1980). Das Berliner Label Manikin Records und das Eifeler Label SynGate bieten diverse Künstler an, die sich der Berliner Schule auch noch heute verpflichtet fühlen. Viele aus der Berliner Schule entwickelten Ideen wurden in Musikformen wie Trance und Goa Trance aufgegriffen. (de)
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  • Berliner Schule ist eine Stilrichtung der Elektronischen Musik, die sich Mitte der 1970er-Jahre in Deutschland entwickelte. Der Name entstand durch den Hauptwirkungsort der Vertreter dieser Stilrichtung – Berlin (West). Wichtig für das Entstehen der Berliner Schule für elektronische Musik ist das von dem Schweizer Komponisten Thomas Kessler geleitete Elektronik Beat Studio Berlin in der Pfalzburger Straße 32, später in der Halensee-Grundschule in der Joachim-Friedrich-Straße. Hier probten diverse Gruppen wie Agitation Free, Ash Ra Tempel und zu Beginn auch Tangerine Dream. (de)
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