Das Bergius-Pier-Verfahren, zum Teil als Bergius-Verfahren oder I.G.-Verfahren bezeichnet, ist ein historisches großtechnisches Verfahren zur Kohleverflüssigung durch direkte Hydrierung von Kohle. Als Produkte entstanden gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffe, die als Kraft- und Schmierstoffe dienten. Die deutschen Chemiker Friedrich Bergius und Matthias Pier entwickelten das Verfahren am Anfang des 20. Jahrhunderts.

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  • Das Bergius-Pier-Verfahren, zum Teil als Bergius-Verfahren oder I.G.-Verfahren bezeichnet, ist ein historisches großtechnisches Verfahren zur Kohleverflüssigung durch direkte Hydrierung von Kohle. Als Produkte entstanden gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffe, die als Kraft- und Schmierstoffe dienten. Die deutschen Chemiker Friedrich Bergius und Matthias Pier entwickelten das Verfahren am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Hydrierung der Kohle mit Wasserstoff erfolgte zweistufig in einer Sumpf- und einer Gasphasenhydrierung mit Oxiden und Sulfiden des Eisens, Wolframs, Molybdäns und Nickels als Katalysatoren. Der Verfahrensdruck lag je nach Rohstoff und Hydrierstufe zwischen etwa 200 und 700 bar, bei Temperaturen von 450 bis 500 °C. Die Rohstoffbasis bestand anfangs aus Braunkohle, die durch Kohlevergasung sowohl den zur Hydrierung notwendigen Wasserstoff lieferte als auch die Kohlenstoffbasis für die Produkte bildete. Später erweiterten Steinkohle, Teere und Teeröle die Rohstoffpalette. Die I.G. Farben baute 1927 in Leuna die erste Hydrieranlage, ab Mitte der 1930er Jahre ordnete das Deutsche Reich im Rahmen der Autarkiebestrebungen den Auf- und Ausbau von weiteren Hydrierwerken an. Während des Zweiten Weltkrieges deckte das Bergius-Pier-Verfahren mit einem Ausstoß von mehr als vier Millionen Tonnen jährlich einen Großteil des Bedarfs der deutschen Wehrmacht an Kraftstoffen. In der Nachkriegszeit verdrängten preiswerte Produkte auf Basis von Erdöl die kohlestämmigen Erzeugnisse, der Betrieb der Hydrierwerke wurde eingestellt. Engpässe in der Erdölversorgung während der Ölkrise in den 1970er Jahren verstärkten das Interesse an dem Verfahren wieder. Eine großtechnische Umsetzung erfolgte jedoch in der westlichen Welt nicht. Im Gegensatz dazu begann das an Kohlevorräten reiche China 2003 den Bau eines Hydrierwerks in der Inneren Mongolei, das seit 2010 Kraftstoffe für den chinesischen Markt produziert. Die Nobelstiftung vergab für die Entwicklung des Bergius-Pier-Verfahrens 1931 den Nobelpreis für Chemie an Friedrich Bergius zusammen mit Carl Bosch „für ihre Verdienste um die Entdeckung und Entwicklung der chemischen Hochdruckverfahren“. (de)
  • Das Bergius-Pier-Verfahren, zum Teil als Bergius-Verfahren oder I.G.-Verfahren bezeichnet, ist ein historisches großtechnisches Verfahren zur Kohleverflüssigung durch direkte Hydrierung von Kohle. Als Produkte entstanden gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffe, die als Kraft- und Schmierstoffe dienten. Die deutschen Chemiker Friedrich Bergius und Matthias Pier entwickelten das Verfahren am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Hydrierung der Kohle mit Wasserstoff erfolgte zweistufig in einer Sumpf- und einer Gasphasenhydrierung mit Oxiden und Sulfiden des Eisens, Wolframs, Molybdäns und Nickels als Katalysatoren. Der Verfahrensdruck lag je nach Rohstoff und Hydrierstufe zwischen etwa 200 und 700 bar, bei Temperaturen von 450 bis 500 °C. Die Rohstoffbasis bestand anfangs aus Braunkohle, die durch Kohlevergasung sowohl den zur Hydrierung notwendigen Wasserstoff lieferte als auch die Kohlenstoffbasis für die Produkte bildete. Später erweiterten Steinkohle, Teere und Teeröle die Rohstoffpalette. Die I.G. Farben baute 1927 in Leuna die erste Hydrieranlage, ab Mitte der 1930er Jahre ordnete das Deutsche Reich im Rahmen der Autarkiebestrebungen den Auf- und Ausbau von weiteren Hydrierwerken an. Während des Zweiten Weltkrieges deckte das Bergius-Pier-Verfahren mit einem Ausstoß von mehr als vier Millionen Tonnen jährlich einen Großteil des Bedarfs der deutschen Wehrmacht an Kraftstoffen. In der Nachkriegszeit verdrängten preiswerte Produkte auf Basis von Erdöl die kohlestämmigen Erzeugnisse, der Betrieb der Hydrierwerke wurde eingestellt. Engpässe in der Erdölversorgung während der Ölkrise in den 1970er Jahren verstärkten das Interesse an dem Verfahren wieder. Eine großtechnische Umsetzung erfolgte jedoch in der westlichen Welt nicht. Im Gegensatz dazu begann das an Kohlevorräten reiche China 2003 den Bau eines Hydrierwerks in der Inneren Mongolei, das seit 2010 Kraftstoffe für den chinesischen Markt produziert. Die Nobelstiftung vergab für die Entwicklung des Bergius-Pier-Verfahrens 1931 den Nobelpreis für Chemie an Friedrich Bergius zusammen mit Carl Bosch „für ihre Verdienste um die Entdeckung und Entwicklung der chemischen Hochdruckverfahren“. (de)
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  • Wie schön wäre es nun, wenn man aus den festen Brennmaterialien durch einen passenden Reduktionsprozess auf ökonomische Weise flüssige Brennstoffe herstellen könnte!
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  • Das Bergius-Pier-Verfahren, zum Teil als Bergius-Verfahren oder I.G.-Verfahren bezeichnet, ist ein historisches großtechnisches Verfahren zur Kohleverflüssigung durch direkte Hydrierung von Kohle. Als Produkte entstanden gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffe, die als Kraft- und Schmierstoffe dienten. Die deutschen Chemiker Friedrich Bergius und Matthias Pier entwickelten das Verfahren am Anfang des 20. Jahrhunderts. (de)
  • Das Bergius-Pier-Verfahren, zum Teil als Bergius-Verfahren oder I.G.-Verfahren bezeichnet, ist ein historisches großtechnisches Verfahren zur Kohleverflüssigung durch direkte Hydrierung von Kohle. Als Produkte entstanden gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffe, die als Kraft- und Schmierstoffe dienten. Die deutschen Chemiker Friedrich Bergius und Matthias Pier entwickelten das Verfahren am Anfang des 20. Jahrhunderts. (de)
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