Als Antinomistischer Streit (manchmal auch Zweiter Antinomistischer Streit) wird eine theologische Kontroverse bezeichnet, die zur Zeit der Reformation in Deutschland zwischen den Gnesiolutheranern und den Philippisten die Frage nach der Geltung und Bedeutung des Gesetzes (altgriechisch: nomos) im Leben der Christen geführt wurde.

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  • Als Antinomistischer Streit (manchmal auch Zweiter Antinomistischer Streit) wird eine theologische Kontroverse bezeichnet, die zur Zeit der Reformation in Deutschland zwischen den Gnesiolutheranern und den Philippisten die Frage nach der Geltung und Bedeutung des Gesetzes (altgriechisch: nomos) im Leben der Christen geführt wurde. Hintergrund war die gemeinsam von Martin Luther und Philipp Melanchthon vertretene Lehre, dass das Gesetz vor allem die Funktion hätte, die Menschen zu überführen, dass sie die Gebote nicht halten könnten und daher als Sünder auf die Gnade Gottes angewiesen seien („usus elenchticus“). Bereits 1527 und nochmals 1537 hatte Luthers Freund Johannes Agricola jedoch die Bedeutung des Gesetzes für den christlichen Glauben bestritten und die Meinung vertreten, dass wahre Buße nur aus dem Glauben kommen könne. Luther reagierte mit mehreren Disputationen gegen die „Antinomer“, worauf 1537–1540 der sogenannte Antinomerstreit (oder Erster Antinomistischer Streit) geführt wurde. 1556 flammte der Streit erneut auf, als im Zusammenhang mit dem Majoristischen Streit eine Eisenacher Synode die These vertrat, aufgrund des usus elenchticus sei das Gesetz positiv auf das Heil bezogen; und somit seien zwar nicht (gegen Georg Major) gute Werke für die Rechtfertigung nötig, die Erfüllung der Gebote aber in einem abstrakten Sinne dennoch heilsnotwendig. Dagegen wandten sich unter anderem Nikolaus von Amsdorf und Andreas Poach in Streitschriften, während andere Gnesiolutheraner wie Joachim Mörlin und Matthias Flacius die Eisenacher Thesen verteidigten. Der Nordhäuser Pfarrer Anton Otto weitete 1565 den Streit aus, indem er Melanchthons Lehre vom „dritten Gebrauch des Gesetzes“ (Usus in renatis) angriff und forderte, das Gesetz solle von der Kanzel aufs Rathaus verbannt werden. Dies zog nun sogar Angriffe seitens des Melanchthon-Gegners Flacius nach sich, der Otto Antinomismus vorwarf, obwohl er diesen nicht (jedenfalls nicht im Sinne Agricolas) vertrat. 1568/69 wurde der Streit zwischen Andreas Musculus und Abdias Prätorius erneut geführt. Die Konkordienformel entschied sich in den Artikeln 4 und 7 für eine vermittelnde Position. (de)
  • Als Antinomistischer Streit (manchmal auch Zweiter Antinomistischer Streit) wird eine theologische Kontroverse bezeichnet, die zur Zeit der Reformation in Deutschland zwischen den Gnesiolutheranern und den Philippisten die Frage nach der Geltung und Bedeutung des Gesetzes (altgriechisch: nomos) im Leben der Christen geführt wurde. Hintergrund war die gemeinsam von Martin Luther und Philipp Melanchthon vertretene Lehre, dass das Gesetz vor allem die Funktion hätte, die Menschen zu überführen, dass sie die Gebote nicht halten könnten und daher als Sünder auf die Gnade Gottes angewiesen seien („usus elenchticus“). Bereits 1527 und nochmals 1537 hatte Luthers Freund Johannes Agricola jedoch die Bedeutung des Gesetzes für den christlichen Glauben bestritten und die Meinung vertreten, dass wahre Buße nur aus dem Glauben kommen könne. Luther reagierte mit mehreren Disputationen gegen die „Antinomer“, worauf 1537–1540 der sogenannte Antinomerstreit (oder Erster Antinomistischer Streit) geführt wurde. 1556 flammte der Streit erneut auf, als im Zusammenhang mit dem Majoristischen Streit eine Eisenacher Synode die These vertrat, aufgrund des usus elenchticus sei das Gesetz positiv auf das Heil bezogen; und somit seien zwar nicht (gegen Georg Major) gute Werke für die Rechtfertigung nötig, die Erfüllung der Gebote aber in einem abstrakten Sinne dennoch heilsnotwendig. Dagegen wandten sich unter anderem Nikolaus von Amsdorf und Andreas Poach in Streitschriften, während andere Gnesiolutheraner wie Joachim Mörlin und Matthias Flacius die Eisenacher Thesen verteidigten. Der Nordhäuser Pfarrer Anton Otto weitete 1565 den Streit aus, indem er Melanchthons Lehre vom „dritten Gebrauch des Gesetzes“ (Usus in renatis) angriff und forderte, das Gesetz solle von der Kanzel aufs Rathaus verbannt werden. Dies zog nun sogar Angriffe seitens des Melanchthon-Gegners Flacius nach sich, der Otto Antinomismus vorwarf, obwohl er diesen nicht (jedenfalls nicht im Sinne Agricolas) vertrat. 1568/69 wurde der Streit zwischen Andreas Musculus und Abdias Prätorius erneut geführt. Die Konkordienformel entschied sich in den Artikeln 4 und 7 für eine vermittelnde Position. (de)
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  • Antinomistischer Streit (de)
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