Africa war in der Antike der lateinische Name für eine römische Provinz. Hingegen wurde für den Erdteil Afrika (außer Ägypten und Aithiopia), genauer gesagt zunächst nur für Nordafrika westlich des Nils, die den Römern von diesem Kontinent bekannte Region (oft wie bereits von den Griechen) die Bezeichnung Libya verwendet.

Property Value
dbo:abstract
  • Africa war in der Antike der lateinische Name für eine römische Provinz. Hingegen wurde für den Erdteil Afrika (außer Ägypten und Aithiopia), genauer gesagt zunächst nur für Nordafrika westlich des Nils, die den Römern von diesem Kontinent bekannte Region (oft wie bereits von den Griechen) die Bezeichnung Libya verwendet. Die Provinz wurde nach den Punischen Kriegen im Jahr 146 v. Chr. eingerichtet. Sie umfasste das heutige Tunesien und Teile von Algerien und Libyen. Die Grenze zwischen der römischen Provinz und dem numidischen Königreich war die Fossa regia, eine von Scipio dem Jüngeren gezogene Demarkationslinie. Da die Römer Karthago völlig zerstört hatten, wurde Utica Hauptstadt der neuen Provinz. 105 v. Chr. wurden nach dem Sieg von Gaius Marius über Jugurtha westliche Teile Numidiens dem römischen Gebiet einverleibt, und nach dem Sieg Caesars bei Thapsus 46 v. Chr. formte Caesar aus dem Gebiet des numidischen Königs Jubas I., einem Anhänger des besiegten Pompeius, die Provinz Africa nova („neues Afrika“). Zu deren Gebiet gehörten große Teile Numidiens (im heutigen Algerien) und Tripolitania (im heutigen Libyen).Die existierende Provinz wurde fortan Africa vetus („altes Afrika“) oder auch Africa propria („eigentliches Afrika“) genannt. 27 v. Chr. vereinigte Augustus die Provinzen Africa vetus und Africa nova zu Africa proconsularis. Hauptstadt wurde die im Jahr 29 v. Chr. gegründete Colonia Iulia Concordia Carthago. Die Statthalterschaft von Africa war neben der von Asia die prestigeträchtigste, zumal der Prokonsul von Africa lange Zeit als einziger senatorischer Statthalter ein eigenständiges Kommando über eine römische Legion (Legio III Augusta) innehatte – etwas, das ansonsten kaiserlichen Legaten vorbehalten war. Unter Diokletian wurde die alte Provinz zu Beginn der Spätantike dreigeteilt: in Africa proconsularis (→ Zeugitana), Byzacena und Tripolitiana. Hinzu kamen Numidia, Mauretania Sitifensis und Mauretania Caesariensis, die weiter westlich lagen. Diese sechs Provinzen bildeten das spätrömische Nordafrika. Die Provinz galt allgemein als eine der reichsten des Römischen Reichs und als Kornkammer des Westreichs, Karthago gar als die zweitgrößte Stadt des Westens gleich nach Rom, wie auch die Provinz generell stark urbanisiert war. Ihre höchste Blütezeit fiel ins 2. und frühe 3. Jahrhundert; eine erneute Blüte begann um 300 und hielt bis ins 5. Jahrhundert an. Die römischen Kaiser aus dem Haus der Severer stammten ursprünglich aus Leptis Magna, einer Stadt in der Provinz Africa. Auch bedeutende christliche Persönlichkeiten stammten aus der Provinz (wie Lactantius und Marius Victorinus) bzw. lebten einige Zeit dort (Augustinus von Hippo), ebenso der spätantike Dichter Corippus. Inwieweit sich noch lange die punische bzw. karthagische Sprache als Umgangssprache neben Latein hielt, ist unklar und umstritten. In der Provinz sind früh Christen bezeugt (der erste Beweis für die Existenz afrikanischer Christen stammt aus dem späten 2. Jhd.) – hier entwickelten Kirchenlehrer wie Tertullian, Cyprian und später Augustinus als erste eine christliche Theologie in lateinischer Sprache –, und die Gemeinde von Karthago war lange der große Konkurrent des Bischofs von Rom um den Führungsanspruch im Westen. Die Christen von Africa blieben überwiegend nizänisch (nach den Auseinandersetzungen mit den Donatisten im 4./5. Jahrhundert, die eine bedeutende Minderheit bildeten), trotz des Eindringens der arianischen Vandalen, die Africa in den 30er Jahren des 5. Jahrhunderts eroberten. Die Invasoren gründeten hier de facto ein eigenes Reich und rissen die Seeherrschaft im westlichen Mittelmeerraum an sich. Der Verlust Nordafrikas, von dessen Getreide Italien weiterhin stark abhängig war, spielte eine nicht unwichtige Rolle für den Untergang Westroms. Die spätantike Kultur wurde unter den Vandalen derweil weiter gepflegt. Im 6. Jahrhundert wurde Africa jedoch von dem oströmischen General Belisar im Auftrag Kaiser Justinians zurückerobert (533/34). Das Gebiet wurde anschließend einem eigenen Heermeister unterstellt und von einem Prätorianerpräfekten verwaltet. Die Ansicht der älteren Forschung, die Rückeroberung sei der entscheidende Schlag für die spätantike Ökonomie Afrikas gewesen, ist inzwischen durch archäologische und epigraphische Untersuchungen revidiert worden: Das Gebiet erlebte vielmehr noch einmal eine Nachblüte und wurde im späten 6. Jahrhundert als Exarchat von Karthago politisch-militärisch reorganisiert. Politisch, wirtschaftlich und kulturell blieb das oströmische Africa eng mit der Mittelmeerwelt verknüpft. Das Gebiet fiel Mitte des 7. Jahrhunderts an die islamischen Araber, die es Ifriqiya nannten. Mit der Eroberung Karthagos 698 war die Geschichte der römischen Provinz Africa endgültig beendet; auch die römisch-christliche Kultur fand hier bald ihr Ende. Anders als die Ostkirchen (Kopten, Syrer, Armenier, Griechen), die jahrhundertelang unter islamischer Herrschaft fortbestanden, verschwand das nordafrikanische Christentum restlos. (de)
  • Africa war in der Antike der lateinische Name für eine römische Provinz. Hingegen wurde für den Erdteil Afrika (außer Ägypten und Aithiopia), genauer gesagt zunächst nur für Nordafrika westlich des Nils, die den Römern von diesem Kontinent bekannte Region (oft wie bereits von den Griechen) die Bezeichnung Libya verwendet. Die Provinz wurde nach den Punischen Kriegen im Jahr 146 v. Chr. eingerichtet. Sie umfasste das heutige Tunesien und Teile von Algerien und Libyen. Die Grenze zwischen der römischen Provinz und dem numidischen Königreich war die Fossa regia, eine von Scipio dem Jüngeren gezogene Demarkationslinie. Da die Römer Karthago völlig zerstört hatten, wurde Utica Hauptstadt der neuen Provinz. 105 v. Chr. wurden nach dem Sieg von Gaius Marius über Jugurtha westliche Teile Numidiens dem römischen Gebiet einverleibt, und nach dem Sieg Caesars bei Thapsus 46 v. Chr. formte Caesar aus dem Gebiet des numidischen Königs Jubas I., einem Anhänger des besiegten Pompeius, die Provinz Africa nova („neues Afrika“). Zu deren Gebiet gehörten große Teile Numidiens (im heutigen Algerien) und Tripolitania (im heutigen Libyen).Die existierende Provinz wurde fortan Africa vetus („altes Afrika“) oder auch Africa propria („eigentliches Afrika“) genannt. 27 v. Chr. vereinigte Augustus die Provinzen Africa vetus und Africa nova zu Africa proconsularis. Hauptstadt wurde die im Jahr 29 v. Chr. gegründete Colonia Iulia Concordia Carthago. Die Statthalterschaft von Africa war neben der von Asia die prestigeträchtigste, zumal der Prokonsul von Africa lange Zeit als einziger senatorischer Statthalter ein eigenständiges Kommando über eine römische Legion (Legio III Augusta) innehatte – etwas, das ansonsten kaiserlichen Legaten vorbehalten war. Unter Diokletian wurde die alte Provinz zu Beginn der Spätantike dreigeteilt: in Africa proconsularis (→ Zeugitana), Byzacena und Tripolitiana. Hinzu kamen Numidia, Mauretania Sitifensis und Mauretania Caesariensis, die weiter westlich lagen. Diese sechs Provinzen bildeten das spätrömische Nordafrika. Die Provinz galt allgemein als eine der reichsten des Römischen Reichs und als Kornkammer des Westreichs, Karthago gar als die zweitgrößte Stadt des Westens gleich nach Rom, wie auch die Provinz generell stark urbanisiert war. Ihre höchste Blütezeit fiel ins 2. und frühe 3. Jahrhundert; eine erneute Blüte begann um 300 und hielt bis ins 5. Jahrhundert an. Die römischen Kaiser aus dem Haus der Severer stammten ursprünglich aus Leptis Magna, einer Stadt in der Provinz Africa. Auch bedeutende christliche Persönlichkeiten stammten aus der Provinz (wie Lactantius und Marius Victorinus) bzw. lebten einige Zeit dort (Augustinus von Hippo), ebenso der spätantike Dichter Corippus. Inwieweit sich noch lange die punische bzw. karthagische Sprache als Umgangssprache neben Latein hielt, ist unklar und umstritten. In der Provinz sind früh Christen bezeugt (der erste Beweis für die Existenz afrikanischer Christen stammt aus dem späten 2. Jhd.) – hier entwickelten Kirchenlehrer wie Tertullian, Cyprian und später Augustinus als erste eine christliche Theologie in lateinischer Sprache –, und die Gemeinde von Karthago war lange der große Konkurrent des Bischofs von Rom um den Führungsanspruch im Westen. Die Christen von Africa blieben überwiegend nizänisch (nach den Auseinandersetzungen mit den Donatisten im 4./5. Jahrhundert, die eine bedeutende Minderheit bildeten), trotz des Eindringens der arianischen Vandalen, die Africa in den 30er Jahren des 5. Jahrhunderts eroberten. Die Invasoren gründeten hier de facto ein eigenes Reich und rissen die Seeherrschaft im westlichen Mittelmeerraum an sich. Der Verlust Nordafrikas, von dessen Getreide Italien weiterhin stark abhängig war, spielte eine nicht unwichtige Rolle für den Untergang Westroms. Die spätantike Kultur wurde unter den Vandalen derweil weiter gepflegt. Im 6. Jahrhundert wurde Africa jedoch von dem oströmischen General Belisar im Auftrag Kaiser Justinians zurückerobert (533/34). Das Gebiet wurde anschließend einem eigenen Heermeister unterstellt und von einem Prätorianerpräfekten verwaltet. Die Ansicht der älteren Forschung, die Rückeroberung sei der entscheidende Schlag für die spätantike Ökonomie Afrikas gewesen, ist inzwischen durch archäologische und epigraphische Untersuchungen revidiert worden: Das Gebiet erlebte vielmehr noch einmal eine Nachblüte und wurde im späten 6. Jahrhundert als Exarchat von Karthago politisch-militärisch reorganisiert. Politisch, wirtschaftlich und kulturell blieb das oströmische Africa eng mit der Mittelmeerwelt verknüpft. Das Gebiet fiel Mitte des 7. Jahrhunderts an die islamischen Araber, die es Ifriqiya nannten. Mit der Eroberung Karthagos 698 war die Geschichte der römischen Provinz Africa endgültig beendet; auch die römisch-christliche Kultur fand hier bald ihr Ende. Anders als die Ostkirchen (Kopten, Syrer, Armenier, Griechen), die jahrhundertelang unter islamischer Herrschaft fortbestanden, verschwand das nordafrikanische Christentum restlos. (de)
dbo:thumbnail
dbo:wikiPageExternalLink
dbo:wikiPageID
  • 244372 (xsd:integer)
dbo:wikiPageRevisionID
  • 152445604 (xsd:integer)
prop-de:dim
  • 500000 (xsd:integer)
prop-de:ew
  • 1274 (xsd:integer)
prop-de:ns
  • 3180 (xsd:integer)
prop-de:region
  • LY
prop-de:type
  • country
dct:subject
georss:point
  • 31.8 12.74
rdf:type
rdfs:comment
  • Africa war in der Antike der lateinische Name für eine römische Provinz. Hingegen wurde für den Erdteil Afrika (außer Ägypten und Aithiopia), genauer gesagt zunächst nur für Nordafrika westlich des Nils, die den Römern von diesem Kontinent bekannte Region (oft wie bereits von den Griechen) die Bezeichnung Libya verwendet. (de)
  • Africa war in der Antike der lateinische Name für eine römische Provinz. Hingegen wurde für den Erdteil Afrika (außer Ägypten und Aithiopia), genauer gesagt zunächst nur für Nordafrika westlich des Nils, die den Römern von diesem Kontinent bekannte Region (oft wie bereits von den Griechen) die Bezeichnung Libya verwendet. (de)
rdfs:label
  • Africa (de)
  • Africa (de)
owl:sameAs
geo:lat
  • 31.799999 (xsd:float)
geo:long
  • 12.740000 (xsd:float)
prov:wasDerivedFrom
foaf:depiction
foaf:isPrimaryTopicOf
is dbo:birthPlace of
is dbo:territory of
is dbo:wikiPageDisambiguates of
is dbo:wikiPageRedirects of
is foaf:primaryTopic of