Die Abtei von Sankt Bertin (frz. Abbaye Saint-Bertin) ist ein ehemaliges Kloster in der Region Hauts-de-France im Norden Frankreichs.In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war Audomarus (auch Otmarus, Odemaars, Omaars oder Omer genannt), von König Dagobert zum Bischof von Tervanna ernannt worden. Audomar schickte nun wohl um 648 zur Missionierung der dortigen Bevölkerung die Mönche Bertinus, Mummolinus und Ebertramnus (oder auch Bertramnus)in die sumpfige Gegend nördlich von Tervanna, um dort ein Kloster zu errichten. So entstand zuerst das Vetus monasterium ("Altes Kloster", heute St-Momelin). Jedoch war der Ort zu sumpfig und ein örtlicher fränkischer Gutsbesitzer namens Adrowald schenkte ihnen den 21 Meter hohen Hügel namens Sithiu, direkt am Ufer der Aa gelegen. Dort errichteten die

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  • Die Abtei von Sankt Bertin (frz. Abbaye Saint-Bertin) ist ein ehemaliges Kloster in der Region Hauts-de-France im Norden Frankreichs.In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war Audomarus (auch Otmarus, Odemaars, Omaars oder Omer genannt), von König Dagobert zum Bischof von Tervanna ernannt worden. Audomar schickte nun wohl um 648 zur Missionierung der dortigen Bevölkerung die Mönche Bertinus, Mummolinus und Ebertramnus (oder auch Bertramnus)in die sumpfige Gegend nördlich von Tervanna, um dort ein Kloster zu errichten. So entstand zuerst das Vetus monasterium ("Altes Kloster", heute St-Momelin). Jedoch war der Ort zu sumpfig und ein örtlicher fränkischer Gutsbesitzer namens Adrowald schenkte ihnen den 21 Meter hohen Hügel namens Sithiu, direkt am Ufer der Aa gelegen. Dort errichteten die Mönche das Kloster "Sithiu". Bertinus, der erste Abt, war der Schüler eines Anhängers des heiligen Columban von Luxeuil († 615) und wurde später zum „Apostel“ des heutigen Pas-de-Calais. Nach seiner Beerdigung erhielt das Kloster seinen Namen. Sein Mitbruder Mummolinus hingegen wurde um 660 als Nachfolger des Eligius zum Bischof von Noyon ernannt. Der Merowinger Childerich III. wurde von Karl Martell ab 737, dem Todesjahr des Königs Theuderich IV., als Erbe des Thrones in Saint-Bertin gefangen gehalten; 743 von dessen Sohn Karlmann wieder an die Regierung geholt, 751 von Pippin dem Jüngeren wieder abgesetzt und erneut, diesmal als Mönch, nach Saint-Bertin gebracht. Um die Abtei entwickelte sich die Stadt Saint-Omer, die so rasant wuchs, dass sie zu Beginn des 14. Jahrhunderts bereits etwa 40.000 Einwohner hatte. 1789, während der Französischen Revolution, wurde die Abtei Saint-Bertin aufgelöst. Die Steine der existierenden und aus den Jahren 1250 bis 1520 stammenden Gebäude dienten nach dem Sturz Napoléon Bonapartes als Material für öffentliche Bauten in Arras - 1830 wurde der Komplex durch die Gemeinde abgerissen. Im 19. Jahrhundert war Saint-Bertin ein Kolleg, in dem unter anderen der spätere französische Präsident Henri Philippe Pétain ab 1867 seine Ausbildung erhielt, bevor er 1876 auf die Militärakademie von Saint-Cyr wechselte. In den Ruinen der Abtei innerhalb der Stadt Saint-Omer befindet sich ein Labyrinth. Die Annalen von St. Bertin sind eine wichtige Quelle für die Geschichte des 9. Jahrhunderts: die Schlacht von Brissarthe (866), die erste Erwähnung der Stadt Montreuil (898), die Geschichte der Rus etc. finden hier ihre Schilderung. Ihren Namen haben diese Annalen von der aus dem Kloster stammenden, ältesten erhaltenen Handschrift des Werkes. Es ist jedoch weder von einem Mönch aus St. Bertin verfasst worden noch schildert es die Geschichte der Abtei. (de)
  • Die Abtei von Sankt Bertin (frz. Abbaye Saint-Bertin) ist ein ehemaliges Kloster in der Region Hauts-de-France im Norden Frankreichs.In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war Audomarus (auch Otmarus, Odemaars, Omaars oder Omer genannt), von König Dagobert zum Bischof von Tervanna ernannt worden. Audomar schickte nun wohl um 648 zur Missionierung der dortigen Bevölkerung die Mönche Bertinus, Mummolinus und Ebertramnus (oder auch Bertramnus)in die sumpfige Gegend nördlich von Tervanna, um dort ein Kloster zu errichten. So entstand zuerst das Vetus monasterium ("Altes Kloster", heute St-Momelin). Jedoch war der Ort zu sumpfig und ein örtlicher fränkischer Gutsbesitzer namens Adrowald schenkte ihnen den 21 Meter hohen Hügel namens Sithiu, direkt am Ufer der Aa gelegen. Dort errichteten die Mönche das Kloster "Sithiu". Bertinus, der erste Abt, war der Schüler eines Anhängers des heiligen Columban von Luxeuil († 615) und wurde später zum „Apostel“ des heutigen Pas-de-Calais. Nach seiner Beerdigung erhielt das Kloster seinen Namen. Sein Mitbruder Mummolinus hingegen wurde um 660 als Nachfolger des Eligius zum Bischof von Noyon ernannt. Der Merowinger Childerich III. wurde von Karl Martell ab 737, dem Todesjahr des Königs Theuderich IV., als Erbe des Thrones in Saint-Bertin gefangen gehalten; 743 von dessen Sohn Karlmann wieder an die Regierung geholt, 751 von Pippin dem Jüngeren wieder abgesetzt und erneut, diesmal als Mönch, nach Saint-Bertin gebracht. Um die Abtei entwickelte sich die Stadt Saint-Omer, die so rasant wuchs, dass sie zu Beginn des 14. Jahrhunderts bereits etwa 40.000 Einwohner hatte. 1789, während der Französischen Revolution, wurde die Abtei Saint-Bertin aufgelöst. Die Steine der existierenden und aus den Jahren 1250 bis 1520 stammenden Gebäude dienten nach dem Sturz Napoléon Bonapartes als Material für öffentliche Bauten in Arras - 1830 wurde der Komplex durch die Gemeinde abgerissen. Im 19. Jahrhundert war Saint-Bertin ein Kolleg, in dem unter anderen der spätere französische Präsident Henri Philippe Pétain ab 1867 seine Ausbildung erhielt, bevor er 1876 auf die Militärakademie von Saint-Cyr wechselte. In den Ruinen der Abtei innerhalb der Stadt Saint-Omer befindet sich ein Labyrinth. Die Annalen von St. Bertin sind eine wichtige Quelle für die Geschichte des 9. Jahrhunderts: die Schlacht von Brissarthe (866), die erste Erwähnung der Stadt Montreuil (898), die Geschichte der Rus etc. finden hier ihre Schilderung. Ihren Namen haben diese Annalen von der aus dem Kloster stammenden, ältesten erhaltenen Handschrift des Werkes. Es ist jedoch weder von einem Mönch aus St. Bertin verfasst worden noch schildert es die Geschichte der Abtei. (de)
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  • Die Abtei von Sankt Bertin (frz. Abbaye Saint-Bertin) ist ein ehemaliges Kloster in der Region Hauts-de-France im Norden Frankreichs.In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war Audomarus (auch Otmarus, Odemaars, Omaars oder Omer genannt), von König Dagobert zum Bischof von Tervanna ernannt worden. Audomar schickte nun wohl um 648 zur Missionierung der dortigen Bevölkerung die Mönche Bertinus, Mummolinus und Ebertramnus (oder auch Bertramnus)in die sumpfige Gegend nördlich von Tervanna, um dort ein Kloster zu errichten. So entstand zuerst das Vetus monasterium ("Altes Kloster", heute St-Momelin). Jedoch war der Ort zu sumpfig und ein örtlicher fränkischer Gutsbesitzer namens Adrowald schenkte ihnen den 21 Meter hohen Hügel namens Sithiu, direkt am Ufer der Aa gelegen. Dort errichteten die (de)
  • Die Abtei von Sankt Bertin (frz. Abbaye Saint-Bertin) ist ein ehemaliges Kloster in der Region Hauts-de-France im Norden Frankreichs.In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war Audomarus (auch Otmarus, Odemaars, Omaars oder Omer genannt), von König Dagobert zum Bischof von Tervanna ernannt worden. Audomar schickte nun wohl um 648 zur Missionierung der dortigen Bevölkerung die Mönche Bertinus, Mummolinus und Ebertramnus (oder auch Bertramnus)in die sumpfige Gegend nördlich von Tervanna, um dort ein Kloster zu errichten. So entstand zuerst das Vetus monasterium ("Altes Kloster", heute St-Momelin). Jedoch war der Ort zu sumpfig und ein örtlicher fränkischer Gutsbesitzer namens Adrowald schenkte ihnen den 21 Meter hohen Hügel namens Sithiu, direkt am Ufer der Aa gelegen. Dort errichteten die (de)
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