Als Stásis (altgriechisch στάσις stásis; Plural στάσεις stáseis) bezeichnet die Altertumswissenschaft Bürgerkriege und bürgerkriegsähnliche Zustände in antiken griechischen Stadtstaaten (poleis). Der moderne Wortgebrauch deckt sich dabei nur teilweise mit dem in den antiken Quellen.

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  • Als Stásis (altgriechisch στάσις stásis; Plural στάσεις stáseis) bezeichnet die Altertumswissenschaft Bürgerkriege und bürgerkriegsähnliche Zustände in antiken griechischen Stadtstaaten (poleis). Der moderne Wortgebrauch deckt sich dabei nur teilweise mit dem in den antiken Quellen. Ursprünglich bedeutete das Wort stásis „Stillstand, Standpunkt“; früh wurde es auch benutzt, um jene Gruppen, die einen gemeinsamen Standpunkt teilten, zu bezeichnen, und schließlich gebrauchte man es zudem spätestens ab dem 5. Jahrhundert v. Chr., um sowohl die Spaltung einer Polis in mindestens zwei rivalisierende, verfeindete Gruppen als auch gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen ihnen zu benennen. All diese Wortbedeutungen blieben in den folgenden Jahrhunderten üblich (vgl. Hansen 2004). Seit der Entstehung der Polis in archaischer Zeit finden sich in den Quellen immer wieder Hinweise auf Spaltungen und Zerwürfnisse innerhalb der Bürgerschaft in zahlreichen griechischen Städten. Da es sich hierbei oft um zeitlich ausgedehnte Prozesse mit verhärteten Fronten zu handeln pflegte, die das politische Leben zum Teil über Generationen prägten, kam die Bezeichnung stasis auf. Zumindest anfangs spielten dabei oftmals rivalisierende Aristokraten mit ihren Anhängern eine bedeutende Rolle, und oft eskalierten diese Konflikte und führten zu Bürgerkriegen. Gerade im 6. Jahrhundert v. Chr. gelang es dabei einigen Adligen, sich durchzusetzen und eine Tyrannis zu errichten (z. B. Peisistratos in Athen). Auch nach dem Ende der archaischen Tyrannis um 500 v. Chr. kam es immer wieder zu Staseis; nun wurden die Konflikte zwischen den Gruppen (die man, wie gesagt, teils ebenfalls staseis nannte) oft durch soziale Spannungen verstärkt. Letztlich ging es meist um Rivalitäten und Machtfragen, aber zugleich gab man sich oft auch als Anhänger unterschiedlicher Staatsformen: So standen im 5. Jahrhundert v. Chr. vielfach Vertreter einer Oligarchie den Anhängern einer Demokratie gegenüber. Die Anhänger der unterlegenen „Partei“ mussten, sofern sie überlebten, zumeist ins Exil gehen, was die große Zahl an Verbannten in der griechischen Welt erklärt. Während des Peloponnesischen Krieges kam es in mehreren kleineren Poleis zu sehr blutigen Staseis, die sich quasi im Windschatten des größeren Konfliktes entfalteten, indem sich die Bürgerkriegsparteien den unterschiedlichen Machtblöcken (in diesem Fall Sparta bzw. Athen) anschlossen. Berühmt ist in diesem Fall der Bericht des Thukydides über die Stasis auf Korkyra (Thuk. 3, 79-84). Platon und insbesondere Aristoteles diskutierten das Phänomen in ihren philosophischen Schriften. Auffällig ist dabei, dass die Griechen in der Regel die Unterwerfung unter eine fremde Macht recht bereitwillig hingenommen zu haben scheinen, sofern dieser Verzicht auf außenpolitische Freiheit (eleuthería) mit dem Sieg über die verfeindete Partei innerhalb der eigenen Gemeinde verbunden war. Die Ursachen für Staseis sind umstritten. Die Quellen benennen oft Konflikte zwischen „Arm“ und „Reich“ oder zwischen „Demokraten“ und „Oligarchen“ (siehe oben) als Wurzel, doch während ein Teil der modernen Forschung dieser Interpretation im Kern folgt und sozio-ökonomische Probleme als wesentliche Triebfeder von Staseis betrachtet, sehen die Anhänger der „elitären Stasistheorie“ stattdessen Rivalitäten innerhalb der städtischen Eliten um die politische Macht in den Poleis als die eigentliche Ursache. Auch außenpolitische Konstellationen konnten zum Ausbruch einer Stasis beitragen. (de)
  • Als Stásis (altgriechisch στάσις stásis; Plural στάσεις stáseis) bezeichnet die Altertumswissenschaft Bürgerkriege und bürgerkriegsähnliche Zustände in antiken griechischen Stadtstaaten (poleis). Der moderne Wortgebrauch deckt sich dabei nur teilweise mit dem in den antiken Quellen. Ursprünglich bedeutete das Wort stásis „Stillstand, Standpunkt“; früh wurde es auch benutzt, um jene Gruppen, die einen gemeinsamen Standpunkt teilten, zu bezeichnen, und schließlich gebrauchte man es zudem spätestens ab dem 5. Jahrhundert v. Chr., um sowohl die Spaltung einer Polis in mindestens zwei rivalisierende, verfeindete Gruppen als auch gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen ihnen zu benennen. All diese Wortbedeutungen blieben in den folgenden Jahrhunderten üblich (vgl. Hansen 2004). Seit der Entstehung der Polis in archaischer Zeit finden sich in den Quellen immer wieder Hinweise auf Spaltungen und Zerwürfnisse innerhalb der Bürgerschaft in zahlreichen griechischen Städten. Da es sich hierbei oft um zeitlich ausgedehnte Prozesse mit verhärteten Fronten zu handeln pflegte, die das politische Leben zum Teil über Generationen prägten, kam die Bezeichnung stasis auf. Zumindest anfangs spielten dabei oftmals rivalisierende Aristokraten mit ihren Anhängern eine bedeutende Rolle, und oft eskalierten diese Konflikte und führten zu Bürgerkriegen. Gerade im 6. Jahrhundert v. Chr. gelang es dabei einigen Adligen, sich durchzusetzen und eine Tyrannis zu errichten (z. B. Peisistratos in Athen). Auch nach dem Ende der archaischen Tyrannis um 500 v. Chr. kam es immer wieder zu Staseis; nun wurden die Konflikte zwischen den Gruppen (die man, wie gesagt, teils ebenfalls staseis nannte) oft durch soziale Spannungen verstärkt. Letztlich ging es meist um Rivalitäten und Machtfragen, aber zugleich gab man sich oft auch als Anhänger unterschiedlicher Staatsformen: So standen im 5. Jahrhundert v. Chr. vielfach Vertreter einer Oligarchie den Anhängern einer Demokratie gegenüber. Die Anhänger der unterlegenen „Partei“ mussten, sofern sie überlebten, zumeist ins Exil gehen, was die große Zahl an Verbannten in der griechischen Welt erklärt. Während des Peloponnesischen Krieges kam es in mehreren kleineren Poleis zu sehr blutigen Staseis, die sich quasi im Windschatten des größeren Konfliktes entfalteten, indem sich die Bürgerkriegsparteien den unterschiedlichen Machtblöcken (in diesem Fall Sparta bzw. Athen) anschlossen. Berühmt ist in diesem Fall der Bericht des Thukydides über die Stasis auf Korkyra (Thuk. 3, 79-84). Platon und insbesondere Aristoteles diskutierten das Phänomen in ihren philosophischen Schriften. Auffällig ist dabei, dass die Griechen in der Regel die Unterwerfung unter eine fremde Macht recht bereitwillig hingenommen zu haben scheinen, sofern dieser Verzicht auf außenpolitische Freiheit (eleuthería) mit dem Sieg über die verfeindete Partei innerhalb der eigenen Gemeinde verbunden war. Die Ursachen für Staseis sind umstritten. Die Quellen benennen oft Konflikte zwischen „Arm“ und „Reich“ oder zwischen „Demokraten“ und „Oligarchen“ (siehe oben) als Wurzel, doch während ein Teil der modernen Forschung dieser Interpretation im Kern folgt und sozio-ökonomische Probleme als wesentliche Triebfeder von Staseis betrachtet, sehen die Anhänger der „elitären Stasistheorie“ stattdessen Rivalitäten innerhalb der städtischen Eliten um die politische Macht in den Poleis als die eigentliche Ursache. Auch außenpolitische Konstellationen konnten zum Ausbruch einer Stasis beitragen. (de)
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  • Als Stásis (altgriechisch στάσις stásis; Plural στάσεις stáseis) bezeichnet die Altertumswissenschaft Bürgerkriege und bürgerkriegsähnliche Zustände in antiken griechischen Stadtstaaten (poleis). Der moderne Wortgebrauch deckt sich dabei nur teilweise mit dem in den antiken Quellen. (de)
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  • Stasis (Polis) (de)
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