. . "Der naturwissenschaftliche Materialismus ab 1850, auch bezeichnet als wissenschaftlicher Materialismus oder abwertend als Vulg\u00E4rmaterialismus, ist eine Variante des Materialismus, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts von den Naturwissenschaftlern Carl Vogt, Ludwig B\u00FCchner und Jakob Moleschott vertreten wurde. Diese bildeten eine radikale und popul\u00E4re Gegenbewegung zu den philosophischen Systementw\u00FCrfen des deutschen Idealismus und zu dem gesellschaftlich dominierenden christlichen Weltbild. Sie argumentierten dabei mit dem Erfolg der rasanten wissenschaftlichen und technischen Entwicklung des 19. Jahrhunderts sowie mit den Erkenntnissen und Folgerungen der Evolutionstheorie von Charles Darwin. Die \u00DCberwindung der Kluft zwischen organischer und anorganischer Chemie durch Friedrich W\u00F6hlers Synthese eines organischen Stoffes (Harnstoff) wurde von ihnen als Argument gegen vitalistische und f\u00FCr materialistische Ans\u00E4tze benutzt. Diese Variante des Materialismus, die vor allem im deutschsprachigen Raum vertreten wurde, f\u00FChrte im Materialismusstreit zu heftigen Kontroversen. Zu einer Auseinandersetzung zwischen Vogt und dem Physiologen Rudolf Wagner kam es 1854 auf der Naturforscherversammlung zu G\u00F6ttingen. Wagner hielt in seinem Vortrag Menschensch\u00F6pfung und Seelensubstanz die naturwissenschaftlichen Ergebnisse f\u00FCr vereinbar mit der biblischen Sch\u00F6pfungsgeschichte und der Lehre von Unsterblichkeit und Wiedergeburt der Seele. Auf Wagners Bekenntnis, er liebe den \u201Eschlichten, einfachen K\u00F6hlerglauben\u201C, antwortete Vogt 1855 mit der Schrift K\u00F6hlerglaube und Wissenschaft, die in kurzer Zeit gro\u00DFe Verbreitung fand. Der naturwissenschaftliche Materialismus beeinflusste die Monistenbewegung um Ernst Haeckel. Viele zeitgen\u00F6ssische Philosophen kritisierten an ihm eine erkenntnistheoretische Naivit\u00E4t. In seiner 1866 erschienenen, sehr erfolgreichen \u201EGeschichte des Materialismus\u201C lie\u00DF der Neukantianer Friedrich Albert Lange den Materialismus nur als Forschungsmethode gelten, nicht jedoch als Metaphysik und philosophische Weltanschauung. Einflussreiche Kritik kam zudem aus dem Lager des Marxismus. Marx hatte um 1845, in Losl\u00F6sung von Ludwig Feuerbachs Materialismus, den Historischen Materialismus konzipiert. Aus dessen Sicht war der naturwissenschaftliche Materialismus beschr\u00E4nkt, weil er gesellschaftliche und ideologische Ph\u00E4nomene ausblendet. Er wurde deshalb von Friedrich Engels als (blo\u00DF) \u201Emechanischer\u201C oder \u201Emechanistischer\u201C Materialismus bezeichnet, der in der \u201Everflachten, vulgarisierten Gestalt, worin der Materialismus des 18. Jahrhunderts heute in den K\u00F6pfen von Naturforschern und \u00C4rzten fortexistiert und in den f\u00FCnfziger Jahren von B\u00FCchner, Vogt und Moleschott gereisepredigt wurde.\u201C Andernorts, etwa in seiner erst postum 1925 erschienenen Schrift Dialektik der Natur, sprach Engels vom \u201Evulg\u00E4ren Reiseprediger-Materialismus eines Vogt und B\u00FCchner.\u201C Von daher stammt der Ausdruck Vulg\u00E4rmaterialismus, der zun\u00E4chst von marxistischen Autoren polemisch gegen nicht-marxistische bzw. \u201Ekleinb\u00FCrgerliche\u201C Vertreter materialistischer Philosophie verwendet wurde aber auch dar\u00FCber hinaus gebr\u00E4uchlich wurde, allerdings keinen Eingang in die Fachw\u00F6rterb\u00FCcher fand. In der Philosophie des 20. Jahrhunderts fanden die Schriften des naturwissenschaftlichen Materialismus keine gr\u00F6\u00DFere Beachtung. S\u00E4kulare Intellektuelle im Osmanischen Reich und \u00C4gypten wurden von ihm stark beeinflusst. Des Weiteren lassen sich Parallelen zwischen dem naturwissenschaftlichen Materialismus und einigen Varianten des modernen Naturalismus feststellen."@de . . . . "122469808"^^ . . . . . "Der naturwissenschaftliche Materialismus ab 1850, auch bezeichnet als wissenschaftlicher Materialismus oder abwertend als Vulg\u00E4rmaterialismus, ist eine Variante des Materialismus, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts von den Naturwissenschaftlern Carl Vogt, Ludwig B\u00FCchner und Jakob Moleschott vertreten wurde. Diese bildeten eine radikale und popul\u00E4re Gegenbewegung zu den philosophischen Systementw\u00FCrfen des deutschen Idealismus und zu dem gesellschaftlich dominierenden christlichen Weltbild. Sie argumentierten dabei mit dem Erfolg der rasanten wissenschaftlichen und technischen Entwicklung des 19. Jahrhunderts sowie mit den Erkenntnissen und Folgerungen der Evolutionstheorie von Charles Darwin. Die \u00DCberwindung der Kluft zwischen organischer und anorganischer Chemie durch Friedrich W\u00F6hlers Sy"@de . "Naturwissenschaftlicher Materialismus ab 1850"@de . . "1958861"^^ . .