. . . . . "157296459"^^ . . . . . . . "Die Geschichte Anatoliens, so weit sie durch Fossilien der Gattung Homo oder durch steinzeitliche Werkzeugfunde belegt werden kann, reicht mehr als eine Million Jahre zur\u00FCck. So wurde in vorzeitlichen Ablagerungen des Flusses Gediz das bislang \u00E4lteste, sicher datierte Steinzeitwerkzeug auf t\u00FCrkischem Boden entdeckt, ein rund 1,2 Millionen Jahre altes bearbeitetes Fragment. Diesen fr\u00FChen Bewohnern \u2013 in der Fachwelt werden sie meist als Homo erectus bezeichnet \u2013 folgten sp\u00E4ter die Neandertaler und schlie\u00DFlich der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens). Dessen fr\u00FChe J\u00E4ger-und-Sammler-Kulturen verschwanden vor rund 12.000 Jahren. Der fruchtbare Halbmond, in dem um 11000 v. Chr. die neolithische Revolution begann, liegt zum kleinen Teil auf t\u00FCrkischem Gebiet; Boncuklu und P\u0131narba\u015F\u0131 sind die \u00E4ltesten anatolischen Fundorte, an denen sich zwischen 8500 und 8000 v. Chr. Sesshaftigkeit und eine \u00FCber lange Zeit bewohnte Siedlung nachweisen lassen. Fr\u00FCh entstanden eine Monumentalarchitektur und ein weitr\u00E4umiger Austausch von Obsidian. Ab 8300 v. Chr. begann die Ausdehnung der durch Ackerbau, Vieh- und Vorratshaltung sowie d\u00F6rfliche Lebensweise gepr\u00E4gten Lebensweise in Richtung Westen. Die bekannteste Grabungsst\u00E4tte ist \u00C7atalh\u00F6y\u00FCk (7400\u20136200 v. Chr.), eine protourbane Siedlung. W\u00E4hrend der sp\u00E4ten Kupferzeit (bis 3000 v. Chr.) kam es zu einer massiven Steigerung der Siedlungst\u00E4tigkeit, sodass man Tausende von D\u00F6rfern annimmt. Die nachkupferzeitlichen Siedlungen S\u00FCdostanatoliens waren jedoch erheblich kleiner, sehr viel st\u00E4rker verstreut und meist handelte es sich um Neugr\u00FCndungen. Die fr\u00FChe Bronzezeit auf dem anatolischen Plateau gilt hingegen als Zeit der verst\u00E4rkten \u201EVerst\u00E4dterung\u201C, es entstanden erste Herrschaftsgebiete. Als eine der wichtigsten Ursachen f\u00FCr die zunehmende Zentralisierung gilt die Metallnutzung. Um 2000 v. Chr. setzte mit assyrischen Quellen erstmals eine schriftliche \u00DCberlieferung ein, eine rudiment\u00E4re Verwaltung wird erkennbar, die St\u00E4dte erreichten erhebliche Ausdehnungen. M\u00F6glicherweise kam es etwa 2000 v. Chr. durch Zuwanderung zu einer ethnischen Zersplitterung im Osten. Dieser Niedergangsphase folgte ein starkes Wachstum der St\u00E4dte. In Zentralanatolien entstand um 1600 das Gro\u00DFreich der indoeurop\u00E4ischen Hethiter, im Westen die K\u00F6nigreiche von Arzawa, die vielleicht von indoeurop\u00E4ischen Luwiern oder Karern bewohnt waren. Im S\u00FCdwesten entstand das erst minoische, dann griechische (mykenische) Milet. Auch andere Orte an der \u00C4g\u00E4isk\u00FCste, wie Iasos oder Halikarnassos, waren ab dem sp\u00E4ten 15. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich von mykenischen Griechen besiedelt. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts brach das hethitische Gro\u00DFreich zusammen, wahrscheinlich aufgrund innerer Wirren und der Folgen von Bev\u00F6lkerungsbewegungen bzw. Kriegen, die gro\u00DFe Teile des \u00F6stlichen Mittelmeerraums erfassten. Kleinere hethitische Nachfolgestaaten bestanden jedoch im S\u00FCden und Osten Anatolien teilweise bis ins 8. Jahrhundert fort. Die Phryger breiteten sich ab dem 12. Jahrhundert nach Osten, in Richtung Zentralanatolien aus und errichteten m\u00F6glicherweise schon im 11. Jahrhundert ein Reich, das, von Gordion aus verwaltet, im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. gro\u00DFe Teile West- und Zentralanatoliens umfasste. Seit 850 v. Chr. bestand im Osten das Reich Urartu, Ende des 8. Jahrhunderts erreichten Kimmerer Anatolien, die 697 oder 676 v. Chr. die Hauptstadt des Phrygerreichs zerst\u00F6rten, um 644 die der Lyder. Erst um 600 v. Chr. gelang die Vertreibung des Reitervolks, doch wenige Jahrzehnte sp\u00E4ter eroberten die Perser ganz Kleinasien. Trotz h\u00E4ufiger Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Persern wuchsen die griechischen St\u00E4dte zu bedeutenden Handels- und Kulturzentren heran. Mit der Eroberung Anatoliens durch Alexander den Gro\u00DFen wurde das Land zu einem \u00FCberaus h\u00E4ufigen Kriegsschauplatz. Dort etablierten sich nach dem Zerfall des Alexanderreichs mehrere Nachfolgestaaten, vor allem Pergamon im Westen, Pontos rund um das Schwarze Meer und Armenien im Osten. Ab 133 v. Chr. fielen Pergamon und Pontos an Rom, Armenien blieb jedoch mehrere Jahrhunderte lang ein Pufferstaat zwischen dem R\u00F6mischen und dem Partherreich, das 226 n. Chr. von den persischen Sassaniden abgel\u00F6st wurde. Im R\u00F6mischen Kaiserreich erreichte die Verst\u00E4dterung ihren H\u00F6hepunkt. Noch in der Sp\u00E4tantike besa\u00DF Kleinasien \u00FCber 600 St\u00E4dte. Die fr\u00FChen christlichen Gruppen, von denen sich einige gegen Verweltlichungstendenzen der Kirche wandten, bek\u00E4mpften sich, Ende des 4. Jahrhunderts waren die Nichtchristen dennoch bereits in der Minderheit. Bis zum 6. Jahrhundert erlangten lokale Grundbesitzer per Gesetz beinahe unbeschr\u00E4nkte Verf\u00FCgungs- und Polizeigewalt, wachsende Wirtschaftseinheiten forderten von den Bauern Arbeit und Abgaben und machten sie in einem langen Prozess zu unfreien Kolonen, die an die Scholle gebunden waren und kein freies Eigentum mehr besa\u00DFen. Das Ostr\u00F6mische bzw. Byzantinische Reich siegte zwar nach einem langen Krieg 628 \u00FCber die Perser, doch verlor es ab 633 weite Gebiete an muslimische Araber, die auch das Perserreich eroberten. Zugleich machte der Verlust fast des gesamten Gebietes zwischen Donau und Griechenland an Awaren und Slawen das verbliebene Anatolien zum Kernland des Restreiches. Es wurde in Milit\u00E4rbezirke eingeteilt und alle Kr\u00E4fte wurden der Abwehr der immer wieder tief nach Kleinasien einbrechenden muslimischen Armeen untergeordnet. Nach etwa 850 stabilisierte sich die Situation, ab etwa 940 ging Byzanz verst\u00E4rkt in die Offensive, sodass auch der \u00E4u\u00DFerste Osten Anatoliens, das seinen Namen dem byzantinischen Milit\u00E4rbezirk (Thema) Anatolikon verdankt, besetzt wurde. T\u00FCrkische Seldschuken besiegten 1071 eine vom Kaiser gef\u00FChrte Armee. In Anatolien entstand um Konya 1081 eine unabh\u00E4ngige seldschukische Herrschaft, die sich bis an die \u00C4g\u00E4is erstreckte. Zwar gelang Byzanz die R\u00FCckeroberung der K\u00FCstens\u00E4ume, doch nach einer schweren Niederlage im Jahr 1176 begann die Herrschaft Konstantinopels zu br\u00F6ckeln. Zudem eskalierte der Streit mit der r\u00F6mischen Kirche ab 1054 und 1204 eroberte ein Kreuzfahrerheer auf venezianische Initiative hin die Hauptstadt. Dem Kaiserreich Nikaia, von fl\u00FCchtigen Angeh\u00F6rigen des Kaiserhauses gegr\u00FCndet, gelang die Stabilisierung seiner westanatolischen Herrschaft, ebenso wie es einem anderen Zweig gelang, das Kaiserreich Trapezunt zu gr\u00FCnden, das bis 1460 bestand. Mit der R\u00FCckgewinnung Konstantinopels 1261 vernachl\u00E4ssigte Byzanz Anatolien, das nach und nach von t\u00FCrkischen Gruppen erobert wurde. Unter diesen setzten sich die Osmanen durch, denen 1453 die Eroberung der byzantinischen Hauptstadt gelang, die sie zu ihrer Hauptstadt Istanbul machten. Die griechische Bev\u00F6lkerung wanderte weiterhin in die k\u00FCstennahen St\u00E4dte ab, Zentralanatolien wurde ein Agrarland und b\u00FC\u00DFte viele seiner St\u00E4dte ein. Im Osten hielt sich bis 1375 Kleinarmenien. Zwar unterlagen die Seldschuken 1243 den Mongolen und die Osmanen 1402 der Armee Timurs, doch auch diese Niederlage konnte die Eroberung der t\u00FCrkischen Emirate durch die Osmanen nur verz\u00F6gern. Diesen gelang gegen \u00E4gyptisch-mamlukischen und persisch-safawidischen Widerstand die Eroberung S\u00FCdost- und Ostanatoliens, doch entlud sich die dauernde Kriegf\u00FChrung und die \u00DCberforderung des Gebiets in Aufst\u00E4nden. Zudem ging die Bedeutung der St\u00E4dte weiter zur\u00FCck, zumal der mittelmeerische Handel im 17. Jahrhundert gegen\u00FCber dem atlantischen zunehmend an Bedeutung verlor. Die zentrifugalen Kr\u00E4fte dominierten in der lokalen Politik zunehmend, im Laufe des 19. Jahrhunderts verlor das Reich zudem die meisten europ\u00E4ischen Gebiete und Nordafrika machte sich unabh\u00E4ngig, sodass Anatolien abermals zum Kernland des Reiches wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg endete das Reich der Osmanen und die T\u00FCrkische Republik wurde von Mustafa Kemal Atat\u00FCrk gegr\u00FCndet. Zwar kam es zu Wahlen, doch putschte die Armee drei Mal in den Jahren 1960, 1971 sowie 1980, und eine F\u00FChrung aus Milit\u00E4rs dirigierte das Land. Die gr\u00F6\u00DFten Minderheiten stellten Armenier, Griechen und Kurden dar, wobei erstere w\u00E4hrend des Ersten Weltkriegs einem V\u00F6lkermord ausgesetzt waren und die Griechen nach dem Krieg aus Anatolien vertrieben wurden. Sieht man vom europ\u00E4ischen Teil der T\u00FCrkei ab, so bestand der Staat seit den 1920er Jahren fast nur noch aus Anatolien, wo die Regierung ethnische Konflikte zu negieren versuchte, indem sie etwa die Kurden zu einer Sonderform der T\u00FCrken machte. 1996 beendete das Parlament den Ausnahmezustand in den Kurdenprovinzen. Die \u00D6ffnung der M\u00E4rkte bei niedrigen L\u00F6hnen und starkem Nachholbedarf f\u00FChrte zusammen mit der Modernisierung der Organisations- und Infrastruktur und der Hebung der Bildung zu einem rapiden Wirtschaftswachstum, von dem vor allem die Gro\u00DFst\u00E4dte profitierten, w\u00E4hrend bald kaum noch ein Viertel der Bev\u00F6lkerung auf dem Land lebte."@de . . . "Die Geschichte Anatoliens, so weit sie durch Fossilien der Gattung Homo oder durch steinzeitliche Werkzeugfunde belegt werden kann, reicht mehr als eine Million Jahre zur\u00FCck. So wurde in vorzeitlichen Ablagerungen des Flusses Gediz das bislang \u00E4lteste, sicher datierte Steinzeitwerkzeug auf t\u00FCrkischem Boden entdeckt, ein rund 1,2 Millionen Jahre altes bearbeitetes Fragment. Diesen fr\u00FChen Bewohnern \u2013 in der Fachwelt werden sie meist als Homo erectus bezeichnet \u2013 folgten sp\u00E4ter die Neandertaler und schlie\u00DFlich der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens). Dessen fr\u00FChe J\u00E4ger-und-Sammler-Kulturen verschwanden vor rund 12.000 Jahren."@de . "55635"^^ . . . . . "Geschichte Anatoliens"@de . . .